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KI: Ethik & Strategie

Im globalen Wettstreit um die Chancen der künstlichen Intelligenz setzt Europa auf eine ausgeklügelte Strategie– und auf ethische Rahmenbedingungen.

In der Mythologie Estlands gibt es mystische Figuren, die eine Menge mit künstlicher Intelligenz (KI, oder Englisch: Artificial Intelligence, AI) zu tun haben. Diese sogenannten Kratts werden der Legende nach aus Heu geschaffen und können zum Leben erweckt werden, indem ihr Schöpfer dem Teufel einige Blutstropfen opfert. Kratts können so zu einem wertvollen Helfer, aber gleichzeitig auch zu einer ernsthaften Bedrohung werden. Um zu verhindern, dass die Wesen über sich hinauswachsen und Schaden anrichten, muss ihr Schöpfer den Kratts immer einen Schritt voraus sein. Estland – das als eines der Vorzeigeländer in Sachen Digitalisierung gilt – hat das mystische Bild zuletzt wieder aufgegriffen, und zwar für seine KI-Strategie, die als Kratt-Strategy europaweit Beachtung gefunden hat.

 

20 Milliarden für die KI-Zukunft

 

Auf EU-Ebene hat die Europäische Kommission bereits im April 2018 eine KI-Strategie beschlossen, die unter anderem ein Bekenntnis zu Investitionen in KI-Forschung und -Entwicklung von mindestens 20 Milliarden Euro bis Ende 2020 vorsieht. Generell sind gemeinsame Maßnahmen für eine engere und effizientere Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedstaaten sowie der Kommission in vier KI-Schlüsselbereichen geplant: Steigerung der Investitionen, Verfügbarkeit von mehr Daten, Förderung von Talenten sowie Vertrauensbildung. Die Summe der Maßnahmen soll dazu beitragen, den Vorsprung der USA und Chinas zu verringern und am Ende besonders auch europäischen Unternehmen zugutekommen. Gerade in Verbindung mit leistungsfähigem Internet und 5G ergeben sich anerkanntermaßen viele neue Geschäftschancen. Übrigens: Tipps für Unternehmen, die die ersten Schritte in Sachen KI machen wollen, finden Sie hier.

 

Ethik ist kein Luxus

 

Immer wieder wird im Zusammenhang mit künstlicher Intelligenz auch die Notwendigkeit von ethischen Rahmenbedingungen thematisiert. Die Notwendigkeit dafür ist offensichtlich, und zwar egal, ob intelligente Software bei autonom fahrenden Fahrzeugen irgendwann entscheiden soll, wem das Fahrzeug im Fall eines Unfalls ausweichen soll, ob sie eine verbindliche Vorauswahl bei Job-Bewerbungen treffen oder gar bei medizinischen Diagnosen zum Einsatz kommen soll. Darüber hinaus wollen sich die Europäer mit ihrer Vision einer menschenzentrierten und vertrauenswürdigen KI – die unter anderem auf menschliche Kontrolle, robuste Systeme, Datenschutz und Transparenz setzen soll – von der Konkurrenz aus den USA und Fernost positiv abheben. Auch EU-Kommissions-Vizepräsident Andrus Ansip aus Estland hat diesen Aspekt unterstrichen: „Die ethische Dimension der KI ist kein Luxus oder ergänzender Zusatz. Nur mit Vertrauen wird unsere Gesellschaft in vollem Umfang von den Technologien profitieren können. Bei einer ethisch vertretbaren KI gibt es nur Gewinner und sie kann zu einem Wettbewerbsvorteil für Europa werden.“ Der kompakte und gut lesbare Entwurf der Ethik-Leitlinien für eine vertrauenswürdige KI wird derzeit im Rahmen einer Online-Bewertung evaluiert.

 

Rot-weiß-roter Aufholbedarf

 

Hierzulande unterstreichen die im Rat für Robotik und KI versammelten Experten ebenfalls die besondere Bedeutung der EU-Empfehlungen auch für Österreich. Ein Ansatz für eine österreichische KI-Strategie findet sich darüber hinaus in der äußerst informativen Broschüre Artificial Intelligence Mission Austria 2030 der Bundesministerien für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort sowie für Verkehr, Innovation und Technologie. Die eigentlich für August 2019 vorgesehene Präsentation der österreichischen KI-Strategie inklusive entsprechender staatlicher Fördermaßnahmen hingegen fällt durch den Sturz der Regierung zunächst ins Wasser. Bis Jahresende soll ein entsprechendes Paket fertiggestellt und der neuen Regierung vorgelegt werden. Die Zeit drängt jedenfalls, denn österreichische Unternehmen haben Aufholbedarf.

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