Meldung vom 30.04.2014
Die Elektronikbranche bietet laufend neue Produkte. Deren Nutzung macht Spaß, sie lassen uns an der globalen Wissensgesellschaft teilnehmen und helfen uns, unser Leben besser zu organisieren. Deren Produktion und Betrieb ist aber auch ressourcenintensiv. Die Hersteller tragen dem langsam Rechnung, optimieren ihre Produktionsketten und stellen energieeffiziente Produkte her. Die Anwender können durch bewussten Konsum viel verändern und diesen Prozess beschleunigen. Sie können etwa die Energie für ihre Gadgets mit den Solarchargern von Changers.com selbst produzieren. Gestern wurde bei der 19. Ausgabe von twenty.twenty, einer Diskussionsreihe von A1 und The Gap, darüber gesprochen, wie individuelle Verhaltensänderungen und Maßnahmen am Markt zusammenspielen.
In ihrer Keynote stellte Daniela Schiffer, Co-Founderin von Changers.com, einem Berliner Startup, das Solarladegeräte mit einem Community-Konzept verbindet, erstmals die neuen Pläne zur Erweiterung der Plattform vor. Changers kann ab Mitte des Jahres nicht nur die generierten Energiewerte erfassen, sondern auch das Mobilitätsverhalten der User. Wer Wege mit dem Rad oder öffentlichen Verkehrsmitteln statt mit dem Auto zurücklegt, erhält Credits, die dann für Produkte im Marketplace eingelöst werden können. „Wir entwickeln Changers zur Motivations- und Belohnungsplattform für nachhaltiges Verhalten weiter und wollen so ein Katalysator für Entwicklungen in Richtung Smart Cities werden“, erklärte Schiffer.
Gesamtbetrachtung nötig
Voraussetzung für nachhaltiges Handeln ist Wissen. Wolfgang Wimmer, Gründer der Ecodesign Company und Professor an der TU-Wien – er unterrichtet Produktentwicklung, Innovation und Ecodesign – stellte das Wissen der Besucher von twenty.twenty gestern mehrfach auf die Probe. So konnte etwa kaum jemand richtig beantworten, was eine Kilowattstunde Strom kostet. Wer daran denkt, sich neue energieschonende Geräte zuzulegen, sollte dieses Wissen aber haben, um eine Gesamtbetrachtung anstellen zu können. Die Produktion des neuen Gerätes benötigt nämlich oft mehr Energie als es braucht, das alte noch einige Zeit weiter zu nutzen. In die Gesamtbetrachtung sollten aber nicht nur die Geräte miteinbezogen werden, sondern auch die genutzten Services. Greenpeace hat im aktuellen „Clicking Green“ Report den Energieverbrauch von Cloud-Services untersucht. Wie beim Stromanbieter haben die Konsumenten auch hier die Wahl auf Services mit besserer CO2-Bilanz umzusteigen.
Dienstleistung statt Hardware
Claudia Sprinz, Elektronikexpertin von Greenpeace, brachte etliche praktische Tipps zum Energiesparen bei Elektronikgeräten. Wenn einzelne Funktionen, etwa die Datenverbindung, nicht benötigt werden, sollten sie abgeschaltet werden. So die Hardware selbst keine speziellen Energiesparfeatures hat, gibt es auf alle Fälle einen Ausschaltknopf. In Zukunft würden sich laut Sprinz auch neue Nutzungsmodelle für Geräte etablieren. In diese Kerbe schlug auch Sepp Eisenriegler, Geschäftsführer des R.U.S.Z. – Reparatur- und Service-Zentrums: „Die Menschen brauchen gute Dienstleistungen. Dazu muss man Geräte nicht unbedingt besitzen.“ Leasing ist bei Bürogeräten schon länger gang und gäbe. Es lässt sich auch auf den privaten Bereich übertragen. Ein Teil dieser Dienstleistungen ist auch die Reparatur von Geräten. Gerade bei Consumer Electronics gibt es großen Aufholbedarf. Das „Projekt Ara“ von Google, ein modular aufgebautes Smartphone, bietet hier eine interessante Perspektive.
Wettbewerb hilft
„Was wir in unserer Community verwenden, ist zwar erst Gamification 1.0, aber schon diese einfache Form des Wettbewerbs zwischen Usern wirkt unglaublich gut“, so Daniela Schiffer. Die Changers-User zeigen sich sehr erfinderisch, wenn es darum geht, noch mehr Solarstrom zu produzieren und sich damit im Ranking nach oben zu arbeiten. Wolfgang Wimmer wies darauf hin, dass auch die verpflichtende Energieklassenauszeichnung für bestimmte Elektrogeräte in der EU zu Wettbewerb unter den Herstellern geführt hat. Energieeffizienz im Betrieb ist zum Marketingkriterium geworden.
Consumer Power
Am Podium herrschte Einigkeit, dass der gesamte Energiebedarf dringend gesenkt werden muss und dass Konsumentinnen und Konsumenten durch ihr individuelles Verhalten dazu beitragen können. Plattformen wie Changers.com können auf niederschwellige Art zur Bewusstseinsbildung beitragen. Viele kleine Schritte haben in Summe auch einen großen Effekt. Wolfgang Wimmer rechnete vor, dass eine permanente Reduktion des Stromverbrauchs aller österreichischen Haushalte um etwa 30 Watt ein ganzes Flusskraftwerk obsolet machen würde.
Auf http://www.twentytwenty.at finden sich weitere Infos zum Thema, eine Videoaufzeichnung sowie Fotos der Veranstaltung.