Meldung vom 16.04.2015
Ursprünglich war Codecheck.info ein Diplomarbeitsprojekt des Schweizers Roman Bleichenbacher an das seine Professoren nicht so recht glauben wollten. Seit 2002 hat er die Plattform weiter ausgebaut und mittlerweile ist sie mit 22 Millionen erfassten Produkten die größte Produktdatenbank im deutschen Sprachraum. Die Community erfasst Inhaltsstoffe von Konsumgütern und machen Codecheck.info so zu einer Art Wikipedia, das nicht nur Informationen zu den abgefragten Produkten, sondern vor allem auch Vorschläge für Alternativen bietet, die gesünder und nachhaltiger sind. „Codecheck ist ein Prozess“, so Bleichenbacher. Ziel des Prozesses ist ganz klar, Menschen auf möglichst niederschwellige Weise zum Kauf nachhaltiger Produkte zu leiten und damit auch die Produzenten zum Umdenken zu bewegen. Was auf der Seite der Anwender ganz einfach funktioniert – die App arbeitet mit einem Barcode-Scanner – ist im Hintergrund eine hochkomplexe und ressourcenintensive Angelegenheit, die erfasste Informationen, Expertenwissen und Technologie zusammenführt. Dafür hat Bleichenbacher im Vorjahr eine Finanzierungsrunde von über 1,2 Mio Schweizer Franken abschließen können.
Apps mit Bildungs- und Motivationsauftrag
In einer zunehmend globalisierten Wirtschaft wird es für die einzelnen immer schwieriger, Konsumentscheidungen auf Basis fundierten Wissens zu treffen. Apps können derartiges Wissen aggregieren und situationsabhängig darstellen. Alexandra Millonig, Mobilitätsforscherin beim Austrian Institute of Technology (AIT) beschäftigt sich in ihrer Arbeit mit den Faktoren, die Verhaltensänderungen bewirken. „Apps sind hilfreich für Menschen, die bereits sensibilisiert sind“, meint sie. Mit diesen alleine werde ein Wandel nicht gelingen. Daher evaluiert Millonig neue Möglichkeiten, auch die Motive anderer Zielgruppen anzusprechen und durch Belohnungsmechanismen oder spielerische Elemente zur Nutzung von Mobilitätsinformationssystemen anzuregen.
Die Crux mit der Transparenz
Grundlage für all diese Services sind Informationen. Teilweise gibt es regulatorische Rahmenbedingungen wie etwa die Die Ökodesign-Richtlinie der EU, die einen Rahmens für die umweltgerechte Gestaltung energieverbrauchsrelevanter Produkte definiert. Damit gibt es auch eine standardisierte Form für die Darstellung der Energieeffizienz dieser Produkte. Diese ist eine wichtige Quelle für die Informationen im ecoGator (http://www.myeconavigator.at/app-ecogator/die-app-ecogator/), einer App der Österreichischen Energieagentur, die hilft, die sparsamsten Elektrogeräte zu finden. Dazu muss man einfach das Energieetikett scannen und bekommt dann Informationen zu dem Gerät, wie etwa durchschnittliche Instandhaltungskosten. Zusätzlich bietet der ecoGator auch Tipps und Tricks, mit denen ein Haushalt rund ein Viertel der Stromkosten sparen kann. Der zuständige Projektleiter Thomas Bogner über den Wert von Apps: „Wir müssen keine Experten im jeweiligen Produktsegment werden, um die richtige – nachhaltige, ökologische, kostensparende – Kaufentscheidung zu treffen. Mein Motto: einfache Orientierung ist gefragt, aber vertrauenswürdig und unmittelbar bei der Kaufentscheidung.“ Doch dafür müssen die Informationen erst einmal vorliegen. Unternehmen sind nicht so ohne Weiteres bereit, diese in strukturierter und weiterverwendbarer Form zur Verfügung zu stellen. Initiativen wie Codecheck.info können hier entsprechenden Druck aufbauen ist Georg Russegger, Kurator des Festivals Vienna Open überzeugt: „Wir müssen Standards durchboxen. Eine bessere Nachricht habe ich nicht.“
Kleine Schritte
Die Prognosen für das Jahr 2020, das den Horizont der Veranstaltungsreihe darstellt, sind vorsichtig optimistisch. Niemand erwartet, dass Apps die ganz große Veränderung bringen werden, aber alle sind davon überzeugt, dass unabhängige, punktgenaue Informationen bei bereits sensibilisierten Menschen viel bewirken können. Diese agieren dann in ihrem Bekanntenkreis als „Grätzlavantgarde“, wie Thomas Bogner es ausdrückt, und bilden die Treiber für einen größeren Wandel.
Auf http://www.twentytwenty.at finden sich weitere Infos zum Thema, eine Videoaufzeichnung sowie Fotos zur Veranstaltung.