
5G ist 100mal schneller als das aktuelle LTE-Netz. Davon profitiert auch die Forschung immens.
Marcus Grausam: Im Gegenteil, das A1 Fest- und Mobilnetz zählt weltweit zu den besten und leistungsfähigsten. Doch jede Technologie hat nun einmal ihre Grenzen. Wir sehen das sehr schön in der Entwicklung der Automobilindustrie: Als ich den Führerschein machte, war an eine breitangelegte Offensive zur E-Mobilität nicht zu denken. Heute wissen wir, dass ein wichtiger Teil der künftigen Mobilität elektrisch sein wird. Dafür braucht es entsprechende Infrastrukturen bzw. Ladestationen, daher wird viel in den Ausbau investiert. Wenn sich Märkte und Anforderungen ändern, gehen damit auch immer Veränderungen in den Strukturen einher. Zurück zum A1 Netz: Ja, wir sind gut aufgestellt. Aber wenn wir die Anforderungen der nächsten Jahrzehnte betrachten, so müssen wir uns weiterentwickeln.
A1: Wo liegen denn die größten Herausforderungen?
Marcus Grausam: Wir sehen einen starken Rationalisierungsdruck und den Willen zur Effizienzsteigerung beispielsweise in der Industrie. Wenn Europa künftig mit den großen Wirtschaftsblöcken USA und Asien mithalten will, muss es seine Produktionsstrukturen schlanker und smarter gestalten. Die Digitalisierung spielt hier eine ganz zentrale Rolle. Wir sprechen von Industrie 4.0, von Smart Production, von Robotik, von künstlicher Intelligenz. Das sind keine Buzzwords mehr, das ist teilweise schon gelebte Praxis. Ich weiß beispielsweise aus vielen Gesprächen mit produzierenden Unternehmen, dass sie bereits sehr intensive Vorbereitungen für die nächste Generation ihrer Produktionsstraßen treffen. Hier wird das Thema kollaborative Robotik bzw. automatisierte Assistenzsysteme eine tragende Rolle spielen.
A1: Warum erst in den nächsten Jahren?
Marcus Grausam: Die Umstellung von Produktionslinien kostet in der Regel viel Geld. Daher lässt man jetzt die laufenden Linien in Betrieb. Doch mit einer neuen Generation werden auch neue Strukturen eingeplant. Das bedeutet, in den nächsten Jahren kommt ein enormer Schub an ganz neuen Systemen in den Alltag. Diese werden automatisiert sein, sie werden selbstständig miteinander kommunizieren, sie werden aber auch den Menschen in seinem Arbeitsumfeld massiv unterstützen. Produktionsabläufe sind immer zeitkritisch. Wenn wir also Geräte, Roboter oder eben Dinge miteinander vernetzen wollen, brauchen wir ein Netz, das extrem kurze Latenzzeiten und eine sehr große Bandbreite aufweist. Genau diese Anforderungen erfüllt 5G. Das wird den nächsten Schub in der digitalen Transformation von Unternehmen bringen.
A1: Was macht 5G eigentlich so interessant für A1 selbst?
Marcus Grausam: Wir können unseren Kunden damit ganz neue Geschäftsmodelle erschließen. Autonomes Fahren ist etwa ohne 5G-Infrastruktur nicht darstellbar. Smart Production benötigt sichere, schnelle und zuverlässige Netze. Wir brauchen 5G aber auch aus Umwelt- und Klimaschutzgründen: Wenn heute tausende junge Menschen jede Woche für eine bessere Zukunft demonstrieren, dann können wir mit Fug und Recht sagen, dass wir mit 5G unseren Beitrag dazu liefern werden. 5G kann die Energiewende unterstützen. Es ermöglicht sehr schnelle und flexible Umleitungen von zu viel Energieaufkommen dorthin, wo gerade mehr Energie, etwa Strom, benötigt wird. Dieses Energiemanagement wird dazu beitragen, dass wir künftig weniger konsumieren, weil wir Überschussenergie, die von den erneuerbaren Energien kommt, besser speichern und verteilen können. Die Smart City wird dank 5G ebenso Realität wie Smart Energy Consumption. Man kann es auch so auf den Punkt bringen: Als Mobilfunker verbinden wir seit Jahrzehnten Menschen mit Menschen. Künftig verbinden wir auch Dinge mit Dingen.