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Achtsamkeit: Buddhismus-to-Business

Meditation
Achtsamkeit oder Mindfulness auf Englisch ist einer der großen Trends der letzten Jahre. Gerade in einer immer komplexeren und hektischeren Welt müssen wir lernen, Aufmerksamkeit neu zu vergeben und Prioritäten bewusster zu setzen. Doch haben Mindfulness oder gar Meditation tatsächlich auch im modernen Arbeitsleben ihre Existenzberechtigung?

Unsere (Arbeits-)Welt wird immer hektischer. Jedenfalls empfinden das immer mehr Menschen so. Hektik, Zeitknappheit, Stress und Burnout-Erkrankungen sind nicht zu übersehen. Um Aufmerksamkeit ist ein regelrechter Wettbewerb entbrannt, und immer weniger Menschen schaffen es, sich über längere Zeit wirklich und ausschließlich auf eine einzige Sache zu konzentrieren.

Auch für Unternehmen wird das zunehmend zum Problem. Immerhin drohen zwei wesentliche Dinge im tagtäglichen Routine-Hamsterrad voller unnötiger Ablenkungen unter die Räder zu kommen: die Produktivität und die Kreativität. Kein Wunder, dass Gegenstrategien hoch im Kurs stehen. Vor allem ein Begriff taucht in diesem Zusammenhang seit einigen Jahren immer öfter auf: Achtsamkeit.

Wertvolle Aufmerksamkeit
Achtsamkeit bzw. Mindfulness kann als Persönlichkeitsmerkmal, aber auch als Methode verstanden werden. Dabei geht es im Kern darum, einen beschäftigten und abgelenkten Geist zur Ruhe kommen zu lassen. Achtsamkeit soll so als Filter für alles Unwesentliche fungieren, so die Anhängerinnen und Anhänger des Konzepts. Die volle Aufmerksamkeit wird einem einzigen Augenblick oder Vorgang in der Gegenwart geschenkt, und zwar möglichst ohne an das zu denken, was war oder aber bald sein wird, und auch ohne den Moment zu bewerten. Unwillkürlich kommt einem dabei die traditionelle japanische Teezeremonie in den Sinn. Die volle Aufmerksamkeit und Achtsamkeit kann aber auch einem Yoga-Asana, der Atmung, dem Essen einer stinknormalen Rosine oder einer anderen Tätigkeit gelten.

 

Diese Form der Konzentration oder sogar Meditation hat somit vor allem einen Sinn: wertvolle Aufmerksamkeit neu zu verteilen, Prioritäten bewusster zu setzen. Und gleichzeitig auch den eigenen Geist so zu schärfen, dass man sein Potenzial ausschöpfen kann. Versteht sich, dass Achtsamkeit auch den Umgang mit anderen Menschen positiv beeinflussen kann.

Steine am Wasser

Stressbewältigung durch Achtsamkeit
Zugegeben: All das mutet schon ein bisschen esoterisch an oder klingt nach dem neuesten Lifestyle-Selbsthilfe-Hype. Tatsächlich stammt die Vorstellung von Achtsamkeit aber im Prinzip aus dem Buddhismus. In der westlichen Welt wurde das Konzept vor allem vom US-amerikanischen Molekularbiologen Jon Kabat-Zinn von der University of Massachusetts populär gemacht. Schon in den 1970er-Jahren hatte Kabat-Zinn den Patientinnen und Patienten im Uni-Krankenhaus Achtsamkeitstraining und Vipassana-Meditation angeboten. Vipassana steht im Buddhismus übrigens für Einsicht.

Daraus wiederum entstand schließlich seine Mindfulness-Based Stress Reduction oder kurz MBSR getaufte Methode. Die positiven Wirkungen dieser achtsamkeitsbasierten Stressbewältigung sind mittlerweile wissenschaftlich gut belegt. Auch in Österreich bietet eine einschlägige Vereinigung entsprechende Kurse an. Einer der Gründe: Achtsamkeit ist inzwischen auch in der Wirtschaft und im Arbeitsleben ein Thema.

Google und Bosch
Gesunde, offene, kreative und leistungsbereite Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind heute längst unverzichtbar für Firmen geworden. Da ist es nur konsequent, dass heute (derzeit noch hauptsächlich) große Unternehmen sogar selbst eigene Achtsamkeitstrainings anbieten. Im kalifornischen Silicon Valley sind die sogenannte Corporate Mindfulness und entsprechende Achtsamkeitsangebote fast schon eine Selbstverständlichkeit geworden. Mit dem Programm Search Inside Yourself war Suchmaschinen-Gigant Google einer der Vorreiter. Seit einigen Jahren steht das Search Inside Yourself Leadership Institute auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern anderer Unternehmen offen.

Im deutschen Niedersachsen wiederum setzt die Robert Bosch Elektronik GmbH im Rahmen der Kampagne Zeit für mich ebenfalls auf Achtsamkeit. Das Unternehmen empfiehlt Übungen und alltagsnahe Tipps zu mehr Achtsamkeit, Stressreduktion und Kurzzeitentspannung. Die Bosch-Botschaft an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: „Wir unterstützen Sie dabei, sich mit Ihren eigenen Ressourcen und Belastungsgrenzen vertraut zu machen.“

Vergiss Multitasking
Was tun? Für den Anfang könnte etwa die inflationäre Hyperkommunikation in Unternehmen zurückgeschraubt werden, wie der Neurologe und Burnout-Experte Wolfgang Lalouschek fordert. Seine Botschaft: Echtes Multitasking ist gar nicht möglich. Schon der Versuch führt zielsicher in die Produktivitätsfalle. Und Lalouschek weiß: „Die entscheidenden Ideen kommen oft im Zustand der Regeneration.“
Wer mehr Achtsamkeit will, sollte einen Gedanken an Meditation verschwenden. Diese trägt nämlich den Aspekt der Achtsamkeit quasi automatisch in sich und fördert durch eine nachweisbare Reduktion des Stresshormons Cortisol zuverlässig Gesundheit und Zufriedenheit. Dennoch muss auch vor überzogenen Erwartungen gewarnt werden. Kritiker sprechen gelegentlich von einem übertriebenen Hype oder sogar von einer Fastfood-ähnlichen McMindfulness. Wer sich keine Wunder erwartet, könnte sich am Ende doch noch wundern – über die positiven Benefits von Mindfulness und Meditation.

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