
Ein bewusster Umgang mit Konflikten ist notwendig, aus gegensätzlichen Meinungen sind kreative Lösungen zu entwickeln.
Die Diskussion um den besten Führungsstil wird immer wieder geführt. Die digitale Transformation hat sie jedoch verstärkt. Neue Geschäftsmodelle ziehen traditionellen Anbietern den Boden unter den Füßen weg, der Innovationsdruck steigt, bisherige Strategien und Strukturen stehen auf dem Prüfstand. Unternehmen befinden sich ständig im Spannungsfeld zwischen Flexibilität, Agilität und Innovation, um neue Geschäftsfelder zu erschließen und handlungsfähig zu bleiben. Auf der anderen Seite muss auch das bestehende Geschäft am Laufen gehalten werden. Dabei geht es um die Optimierung von Stabilität und Effizienz. Mit Ambidextrie lassen sich diese unterschiedlichen strategischen Schwerpunkte vereinen.
Mit Spannungen konstruktiv umgehen
Autonomie vs. Kontrolle, Flexibilität vs. Effizienz, Zukunfts- vs. Vergangenheitsorientierung – es prallen in der Arbeits- und Unternehmenswelt verstärkt gegensätzliche Anforderungen aufeinander. Eine Führungskraft ist nun gefordert, diese Spannungen bewusst wahrzunehmen, mit diesen konstruktiv umzugehen und die Teams entsprechend zu steuern. Klassische Organisationen – sie zeichnet die Analyse der internen Vorgänge, Hierarchie, Arbeitsteilung und vollständige Planbarkeit aus – unterliegen einer Logik, die jener agiler Organisationen teilweise widerspricht. Dort herrschen radikale Kundenorientierung, variable Strukturen, flache Hierarchien und Selbstorganisation vor. Bei einem Unternehmen, das sich in der digitalen Transformation befindet, besteht nun die Aufgabe, beide Ansätze gleichzeitig zu koordinieren und auszubalancieren – mit einem Führungsstil, der auf Ambidextrie setzt.
Ambidextrie: Ein beidhändiger Führungsstil
Wörtlich bedeutet Ambidextrie zwar „beidseitig rechts“. Gemeint ist aber „mit beiden Händen gleichermaßen geschickt“, also beidhändig zu sein: sowohl die klassische, exploitierende Führung (die darauf aus ist, hierarchisch bestehende Strukturen zu optimieren) als auch die agile, explorative Führung (die bestmögliche Rahmenbedingungen für selbstorganisierte Teams schaffen möchte) zu beherrschen. Es gibt somit nicht mehr nur die eine Führungsrolle. Der Fokus liegt vielmehr auf einer situationsbezogenen Anpassung. Der ausgeübte Führungsstil muss zu den Anforderungen und zum Kontext des jeweiligen Organisationsbereichs (klassisch oder agil) passen, um bei den Mitarbeitern auf fruchtbaren Boden zu fallen. Führungskräfte benötigen heutzutage Flexibilität, um zwischen den beiden Verhaltensweisen zu wechseln, je nachdem, was die Situation erfordert. Dazu bedarf es einer hohen kommunikativen Leistung. Führungskräfte müssen in der Lage sein, mit Widersprüchen umzugehen. Ein bewusster Umgang mit Konflikten ist notwendig, aus gegensätzlichen Meinungen sind kreative Lösungen zu entwickeln.