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Die digitale Apotheke

Während die geschilderten Szenarien derzeit oft noch Zukunftsmusik darstellen, sind sehr viele Apotheken durchaus schon heute an mehreren Fronten digital aktiv.

Die Digitalisierung macht auch vor Apotheken nicht halt. Und die Möglichkeiten sind überaus vielversprechend.

Was bedeutet Digitalisierung für die Apotheke der Zukunft? Eine Frage so vielseitig, dass es darauf nicht nur eine einzige Antwort gibt. Zwei Beispiele illustrieren aber sehr gut, wohin die Reise gehen könnte: Beispiel eins ist die patientenindividuelle Verblisterung von Arzneimitteln. Sprich: Alle Medikamente eines Patienten werden in einer Apotheke oder einem Blisterzentrum für jede Tageszeit individuell verpackt, und zwar hochautomatisiert. Das spart Ressourcen und hilft dabei, gefährliche Fehler zu vermeiden. Ein anders gelagertes Beispiel ist die sogenannte virtuelle Sichtwahl samt entsprechender digitaler Aktionsflächen am Point of Sale. Statt herkömmlicher Regale bekommen Kunden hier digitale Präsentationen auf hochauflösenden Touch-Displays zu sehen. Die jeweilige Auswahl an gezeigten Produkten lässt sich blitzschnell ändern und präzise auf die Bedürfnisse des Kunden abstimmen.

 

Gesucht: digitale Strategie

Während die geschilderten Szenarien derzeit oft noch Zukunftsmusik darstellen, sind sehr viele Apotheken durchaus schon heute an mehreren Fronten digital aktiv: von Warenwirtschaftssystemen, Datenbanken und digital verfügbaren Nachschlagewerken bis hin zu entsprechenden Webauftritten. Im Fokus stehen aber natürlich vor allem auch potenzielle neue Absatzwege. Seit 25. Juni 2015 dürfen österreichische Apotheken beispielsweise rezeptfreie Medikamente über das Internet verkaufen. Doch die Suche nach einer geeigneten digitalen Marketing- und Vertriebsstrategie im Kampf gegen große Online-Apotheken aus dem Ausland erweist sich als schwieriger als gedacht.

So wurde 2017 das Click & Collect (Anm.: vorbestellen im Internet, abholen in der Apotheke)-Portal APOdirekt.at der Österreichischen Apothekerkammer wegen mangelnden Erfolgs nach nur zwei Jahren wieder eingestellt. In Deutschland hingegen wird ein anderer Weg beschritten: Bei den Nachbarn erfreut sich mit der Click & Collect-Plattform Curacado ein Outsourcing-Dienst immer größerer Beliebtheit, der Online-Shop und Bringdienst für Apotheken kombiniert.

 

Initiativen, Apps und e-Rezept

Dass Gründer Ralf König nunmehr sogar den deutschen Gesundheitsminister Jens Spahn bei der Digitalisierung des Apothekenmarktes beraten darf, spricht für sich. Mit der Initiative pro AvO (PRO Apotheke vor Ort) sollen in Deutschland zudem inhabergeführte Apotheken zukunftsfit gemacht sowie eine digitale Apotheken-Plattform für ganz Deutschland geschaffen werden. Hierzulande bietet die Österreichische Apothekerkammer bereits seit 2011 mit der Apo-App Apotheken und Medikamente eine durchaus beliebte und sehr vielseitige Anwendung an, die laufend weiterentwickelt und erweitert wird.

Ein anders gelagerter, aber durchaus bedeutsamer Digitalisierungsschritt steht hingegen derzeit noch in den Startlöchern: Mit der Digitalisierung von Rezepten – also dem Elektronischen Rezept oder e-Rezept – sollen schon bald Verwaltungskosten eingespart und die Medikamentensicherheit erhöht werden. Der 2019 kommunizierte Plan sieht vor, Medikamentenverschreibungen ab April 2020 zunächst in zwei Kärntner Pilotregionen zu digitalisieren und in der Folge das e-Rezept bis ins Jahr 2022 österreichweit auszurollen.

Roboter, KI und Drohnen

Aus Hardwaresicht ist das Medikationsmanagement – etwa auch in Krankenhäusern – ein attraktives Spielfeld für digitale Modernisierung. Vom einfachen Pillenzähler bis hin zu robotisierten Dispenser-Systemen für Medikamente reicht hier das Spektrum längst verfügbarer Geräte. Detto in der Apotheke: Medikamente werden automatisch von einem Roboter eingelagert und bei Bedarf automatisch am Verkaufstisch ausgegeben. Rezeptscanner wiederum erfassen Rezepte am Handverkaufstisch, überprüfen und digitalisieren sie. Der nächste Schritt dieser Entwicklung ist die Einbindung von künstlicher Intelligenz, die wichtige Fragen gleich mitbeantworten soll: Ist die Dosis eines elektronisch übermittelten Medikationsplans plausibel? Sind Wechselwirkungen denkbar?

Wie vielseitig das Thema in Zukunft noch werden kann, zeigt indes das Beispiel des US-amerikanischen Unternehmens Zipline, das in abgelegenen Gegenden von Ghana und Ruanda schon jetzt eine Technik einsetzt, die hauptsächlich in ganz anderen Branchen für Schlagzeilen gesorgt hat: die Auslieferung von lebenswichtigen Medikamenten mit Drohnen. Womit wir bei Drohnenvordenker Amazon sind. Angesichts immer stärkerer Flirts des Online-Handelsgiganten mit dem Gesundheits- und Pharmageschäft bleibt Apotheken wohl langfristig ohnedies nur eine Wahl: digitalisieren – oder verlieren.

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