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Selbstadministration im digitalen Zeitalter

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Aufmerksamkeit: Die knappste Ressource der Welt

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Experimentability macht den Meister

Gerhard Fehr, CEO & Executive Behavioral Designer © FehrAdvice & Partners AG

Der Verhaltensökonom und Unternehmensberater Gerhard Fehr im Gespräch mit #BusinessChange über die Bedeutung von Experimentierkultur für den digitalen Erfolg.

A1: Herr Fehr, die Auswirkung der Digitalisierung auf das Geschäftsleben wird bekanntlich seit geraumer Zeit heftig diskutiert. Welche Folgen bringt die digitale Transformation für die Führung von Unternehmen?

Gerhard Fehr: Die Art und Weise, wie man Unternehmen führt, hat sich in den letzten zehn bis 15 Jahren grundlegend geändert. Es hat sich gezeigt, dass Unternehmen aus dem digitalen Bereich wie Amazon, Google oder Spotify einen gemeinsamen Nenner haben: Sie alle sind in der Lage, verhältnismäßig schnell und unkompliziert Experimente durchzuführen, um Erkenntnisse darüber zu gewinnen, wie sich ihre Kunden in digitalen Räumen verhalten. Das führt im Vergleich zu früher, als Management-Know-how von Generation zu Generation kultiviert wurde, zu einer völlig anderen Qualität der Managementerfahrung. Man kann durchaus sagen, dass Experimentability die wichtigste Management-Ressource der digitalen Welt ist.

A1: Was macht Experimentability so wichtig?

Gerhard Fehr: Nicht Übung, sondern Experimentability macht den Meister. Nur Unternehmen, die in der Lage sind, sich über Experimente schnell und unkompliziert neues Wissen anzueignen, werden in der digitalen Welt letztlich auch Erfolg haben. Je mehr das Management eines Unternehmens versteht, wie wichtig es ist, experimentierfähig zu sein, desto weniger anfällig wird es für Disruption.

A1: Können Sie ein Beispiel geben?

Gerhard Fehr: Mit rund 20.000 Experimenten jährlich ist Amazon sicherlich eines der experimentierfreudigsten Unternehmen unserer Tage. Vor zwei, drei Jahren hat sich der US-Technologiekonzern überlegt, Babyöle in sein Sortiment aufzunehmen. Über Experimente wurde getestet, welche Sorten von den Kunden angenommen werden – den Zugang zu Millionen von Usern hat man ja. Nachdem sich gezeigt hat, dass das funktionieren würde, hat man mit dem Verkauf begonnen: ein durchschlagender Erfolg. Dadurch haben die bisherigen Marktführer in dem Bereich innerhalb von zwei Quartalen enorme Umsatzeinbußen erlitten – obwohl Amazon davor keinerlei Erfahrungen mit Babyölen hatte!

A1: Wie kann ein Unternehmen die digitale Kernkompetenz Experimentability entwickeln?

Gerhard Fehr: Die wichtigste Voraussetzung ist sicher starkes Leadership. Ohne einen CEO, der sich zum Experimentieren bekennt, das beherrscht und der sich auch mit menschlichem Verhalten auskennt oder weiß, wie man Menschen dazu bringen kann, ein bestimmtes Verhalten an den Tag zu legen, wird ein Unternehmen keine Experimentierkultur entwickeln können.

A1: Ist das auch eine Frage der Hierarchie?

Gerhard Fehr: Nicht zwangsläufig. Viele Unternehmen mit flachen hierarchischen Strukturen schaffen es nicht, zu experimentieren, andere hingegen schon. Amazon ist wiederum sehr stark hierarchisch strukturiert und trotzdem ein Vorreiter in Sachen Experimentability. Hier kommt eine weitere Voraussetzung für eine funktionierende Experimentierkultur ins Spiel: eine Feedbackkultur zwischen den einzelnen Abteilungen eines Unternehmens, die bei Amazon stark verankert ist. Gemeinsam gilt es, Prototypen zu entwickeln, die Userreaktion auf diese zu testen und gegebenenfalls Adaptierungen vorzunehmen. In diesem Zusammenhang spielt auch eine weitere Voraussetzung für Experimentability eine Rolle: eine experimentierfähige Software. Genau diese Voraussetzung wird in der Praxis am häufigsten vergessen.

Gerhard Fehr ist angewandter Verhaltensökonom, CEO für FehrAdvice & Partners und Behavioral Designer. Seine persönliche Mission ist es, Unternehmen und die Politik mit viel Inspiration experimentierfähig zu machen. Seine Leidenschaft: Experimentability, Behavioral Economics und Irrational Leadership – unter diesen Hashtags finden Sie ihn auch in den wichtigsten (sozialen) Medien.

Mit FehrAdvice strebt er die europäische Marktführerschaft im Bereich Digitalisierung und Experimentability an. Warum? Weil es keine erfolgreiche Digitalisierung ohne Experimente geben kann. Und weil Erfolg und Wachstum zu den wichtigsten Grundlagen von Nachhaltigkeit zählen.

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