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Die Zukunft der Arbeit: Wie sich Unternehmen bewähren

 

VIDEO: Franz Kühmayer über die Zukunft der Arbeit

Viel ist derzeit die Rede von agilen Unternehmen. Wie schaffen sie es, aus Ideen Innovationen werden zu lassen? Und wie lässt sich Innovationsgeist im Unternehmen fördern?

A1: Viel ist derzeit die Rede von agilen Unternehmen. Was zeichnet diese Ihrer Meinung nach aus?

Franz Kühmayer: Unbestritten müssen Unternehmen künftig viel rascher, flexibler und einfallsreicher agieren und reagieren, wenn sie mit der Dynamik der Welt Schritt halten wollen.  Damit das gelingt, sind Führungskräfte immer öfter bereit, auch fundamentale Änderungen vorzunehmen. In der VUCA-Welt – Volatility, Uncertainty, Complexity und Ambiguity,  Anm. – gelten neue Maßstäbe: Was gestern noch unumstößlich war, gilt heute bereits als überholt. Aus dem Unbehagen mit dem Status quo entsteht die Sehnsucht nach Neuem. Führung 4.0 steht für all das, woran es Betrieben – scheinbar? – mangelt: Innovation, Disruptionstoleranz, Flexibilität. Bloß:  Auf diese Weise kommt man ganz schnell in die Gasse der Buzzwords, und dann schielt die vielzitierte Agilität ums Eck. Apologetinnen und Apologeten von Holacracy und Scrum werden dann mit offenen Armen empfangen. Es sind geradezu mythische Heilsversprechen, die von neuen Organisationsmodellen ausgehen. Spätestens an dieser Stelle sollten bei Führungskräften die Alarmglocken läuten. Woran, außer an euphorischen Zitaten, kann der Erfolg festgemacht werden? Lässt sich das Betriebsmodell eines Silicon-Valley-Unternehmens oder eines Berliner Start-ups auf einen gestandenen Mittelbetrieb übertragen? Ich würde meinen, wir brauchen weniger Hype und mehr Substanz, weniger selbsternannte Gurus, die im Sturm des Wandels Halt versprechen. Wir brauchen mehr echte Führungskräfte, die in der Lage sind, die transformatorischen Effekte des digitalen Zeitalters zu gestalten

A1: Wie lässt sich Innovationsgeist im Unternehmen fördern?

Franz Kühmayer: Wenn man sich die Stellenanzeigen durchliest, sind innovative Querdenkerinnen und Querdenker mit neuen Ideen gesucht. Es sucht ja niemand den langweiligen Durchschnittsmitarbeiter, der das gleiche fortsetzt, was er woanders schon Jahrzehnte gemacht hat. Die erste Frage ist also: Wie kommen die gute Ideen zu uns? Dass das schon schwer genug ist, sieht man an den Anstrengungen im Bereich Employer Branding. Die weit wichtigere Frage folgt dann sofort: wie der Innovationsgeist überlebt und seine Frische behält. Und das hat ganz viel mit einer Unternehmenskultur zu tun, die sich zum Ziel setzt, ein fruchtbares Biotop für unternehmerisches Handeln auf allen Ebenen zu schaffen.

Damit Innovation gelingt, müssen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter den Mut haben können, neue Pfade zu beschreiten, und gleichzeitig einen Rahmen vorfinden, in dem sie Verantwortung für ihr Tun übernehmen. Ob das klappt, ist auch eine Frage des Menschenbildes, das sich Führungskräfte zurechtgelegt haben.

A1: Wie schätzen Sie den Einfluss der Digitalisierung auf unsere künftige Arbeitswelt ein? Dazu gibt es unterschiedliche Meinungen, von Arbeitsplatzvernichtung im großen Stil bis zur Schaffung Millionen neuer Jobs …

Franz Kühmayer: Welchen Job würden Sie gerne einem Roboter wegnehmen? Wenn man das konsequent durchdenkt, kommt man zum Ergebnis, dass es ein erlösender Moment sein kann, wenn uns Maschinen einen guten Teil der bezahlten Erwerbsarbeit abnehmen, wie wir sie heute kennen, nämlich die Routine, die niedrig qualifizierten Tätigkeiten. Allerdings: Algorithmen verfügen über immer bessere kognitive Fähigkeiten und rütteln daher auch an Berufsbildern, die eine gute Ausbildung vorsehen. Ein Beispiel: Schon heute ist Software treffsicherer darin, manche Krankheiten zu erkennen, als die bestausgebildeten Ärzte. Das heißt nicht, dass wir keine Ärzte mehr brauchen, aber  ihre Rolle wandelt sich. Da liegt der Schlüssel für die Zukunft: Wir können das Rennen gegen die Maschinen nicht durch Gehirnakrobatik gewinnen, sondern durch Rückbesinnung darauf, was uns als Menschen ausmacht: Wir sind soziale, schöpferische Wesen. Genau das sind Maschinen nicht – und werden es auch längerfristig nicht sein. Die Digitalisierung treibt uns also näher zu unserer eigentlichen Bestimmung. Das ist eine frohe Botschaft. Allerdings müssen wir uns nicht nur aus wirtschaftlicher, sondern vor allem aus gesellschaftlicher Sicht ernsthaft damit auseinandersetzen, denn die Arbeitswelt von morgen ist nicht nur eine etwas stärker digitalisierte Version von heute, sondern tatsächlich eine völlig andere. Die Antworten, die wir bislang aus der Politik darauf erhalten haben, sind bestenfalls unterkomplex und brauchen dringend ein Update.

A1: Digitale Kultur kann nur gedeihen, wenn sie überzeugend vorgelebt wird: Im Kern der digitalen Transformation steht nicht die Implementierung digitaler Technologien, sondern ein neues Verständnis von Führung. Das sagen Sie in der Trendstudie Hands-on Digital. Was meinen Sie damit?

Franz Kühmayer: Dass die Anforderungen an Führungskräfte hoch bleiben und weiter steigen. Die Hoffnung, dass sich irgendwann ein Ergebnis transformationaler Führung einstellt, peilt am Grundkonzept steten Wandels vorbei. Transformation erfordert mehr als einmalige Veränderungsimpulse. Die Lernphase hört nie auf – Verunsicherung und Irritation inklusive. Das darf keine Drohbotschaft sein, sondern eine Selbstverständlichkeit. Wer Sicherheit und Klarheit sucht, meint damit nicht selten Routine. Viele möchten, dass sich etwas ändert. Aber wenige wollen sich selbst ändern. Das ist eine riskante Einstellung, denn die angestrebte stabile Situation hat nichts mit organisatorischer Leadership zu tun. Das ist schlichtweg Bürokratie, die langweilige Schwester von Leadership, die als Einzelkind nicht nur Stillstand in Unternehmen bedeutet, sondern Niedergang und Tod. Zukunftssicherheit entsteht nicht durch bessere Verwaltung, sondern durch bessere Führung. Der stetige Lernprozess bewirkt ein Knirschen im Gebälk all jener, die Konstanz und Beschaulichkeit gewohnt waren. Sie erschüttert jene, die auf neue Organisationsmodelle als Lösung gesetzt oder auf weniger Führung gehofft hatten. Unternehmen der Zukunft brauchen also keine Ent-Führung, sondern eine Re-Form.

 

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