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Wie die Blockchain unsere Welt verändern wird.

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Beispielhafte intelligente Landwirtschaft

Die Digitalisierung der Landwirtschaft hilft, Kosten zu sparen und die Ökologisierung voranzutreiben. Grundlage für diese Digitalisierung sind qualitativ hochwertige Daten.

Precision Farming: Warum Daten der Treibstoff der Digitalisierung sind oder wie smarte Lösungen ein rot-weiß-rotes Unternehmen zum Vorreiter der digitalen Landwirtschaft gemacht haben.

Die Digitalisierung der Landwirtschaft hilft, Kosten zu sparen und die Ökologisierung voranzutreiben. Grundlage für diese Digitalisierung sind qualitativ hochwertige Daten. Das niederösterreichische Unternehmen Adcon Telemetry liefert solche digitalen Lösungen, die den in Boden und Luft verborgenen Datenschatz heben.

Die europäische Nitratrichtlinie zum Schutz unserer Gewässer verpflichtet alle EU-Mitglieder, den Nitratgrenzwert von 50 Milligramm je Liter nicht zu überschreiten. Denn ein Mehr könnte im Grund- bzw. Trinkwasser zu gesundheitlichen Problemen führen – vor allem bei Säuglingen und Kindern.

 

310 Millionen Euro Strafe

Nicht nur unsere deutschen Nachbarn kennen das Problem gut: Seit 2008 wird der Grenzwert jedes Jahr an fast jeder fünften Messstelle überschritten. Schon im Sommer 2018 wurde Deutschland vom Europäischen Gerichtshof wegen Verletzung der Nitratrichtlinie verurteilt. Sollte es zur neuerlichen Verurteilung des Landes kommen, drohen 850.000 Euro Strafgebühr pro Tag, wie die Zeit Online und andere deutsche Medien berichten. Im schlimmsten Fall wären das mehr als 310 Millionen Euro pro Jahr, bis das Problem gelöst ist.

 

Bewässerung optimieren

Geld, das sinnvoller in die Digitalisierung der Landwirtschaft gesteckt werden sollte! Denn die könnte die Überdüngung des Bodens (Hauptgrund für die hohe Nitratbelastung) verhindern. Zum Beispiel, indem mit digitalen Lösungen die Bewässerung von Feldern optimiert wird. So wird der auf den Feldern ausgestreute Dünger nicht mit dem überschüssigen Wasser ins Grundwasser gespült und dieser nicht mit Nitraten belastet. Dafür braucht es aber einen optimierten Wasserhaushalt auf den Feldern!

 

Bodensonde misst Feuchtigkeit

Wie das geht, zeigt ein Schweizer Pilotversuch. Dort ging man in einem Projekt der Frage nach, wie Landwirte weniger Wasser verbrauchen und trotzdem eine gute Ernte einfahren. Mittels Bodensonde wurde die Feuchtigkeit des Bodens bis in 60 cm Tiefe gemessen. Die Daten wurden dann an eine Webplattform übermittelt. Diese hat sie aufbereitet und für andere Geräte (z.B. für ein Tablet) zur Verfügung gestellt. Einer der beteiligten Landwirte erklärte im Schweizer Fernsehen dazu, dass er früher rein nach dem Gefühl seine Felder bewässert hat: „Wenn man dachte, jetzt ist es trocken, hat man bewässert.“ Mit den Daten, die die Bodensonde liefert, beginnt er jetzt zwei bis drei Wochen später mit der Bewässerung. „Das ist doch eine erhebliche Wasser- und Kosteneinsparung.“ Ein sparsamer Umgang mit der Ressource Wasser, die angesichts von Klimawandel und damit einhergehenden Trockenperioden in Zukunft immer wichtiger wird.

 

Daten gewinnen

Um den Wassereinsatz zu optimieren, aber auch um den Einsatz von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln dem anzupassen, was Boden und Pflanzen wirklich benötigen, braucht man entsprechende Daten aus Boden und Luft – Daten, die dann analysiert werden können. In der Landwirtschaft sind dies unter anderem Analysen der Bodenbeschaffenheit in punkto Temperatur, Wasser usw. Natürlich spielt dabei auch das Wetter eine entscheidende Rolle.

 

Österreicher als Vorreiter

Ein Unternehmen, das Lösungen zur Gewinnung dieser Daten entwickelt und vertreibt, ist die Klosterneuburger Adcon Telemetry. Ursprünglich bereits 1992 gegründet, besteht das Unternehmen in seiner heutigen Form seit 2003. Adcon Telemetry entwickelt und vertreibt Systemlösungen, die diese Daten sammeln und auswerten. Sie werden für die Überwachung und als Entscheidungshilfen für Aufgaben in der Meteorologie, Hydrologie und im Agrarsektor eingesetzt. Kernstück der Technologie sind dabei u.a. digitale Funkgeräte für die Datenübertragung über UHF und GSM/GPRS-Technologie.

Das Besondere an den Funkgeräten? Sie können einerseits Daten über viel größere Entfernungen übertragen als andere Geräte und sie verbrauchen kaum Energie. Energie, die auf Feldern, die meilenweit von der nächsten Steckdose entfernt sind, natürlich nicht vorhanden ist. Die Adcon-Lösung: Mit kleinen Akkupacks, die mit einem Solarpaneel wieder aufgeladen werden, können die Geräte autark – also ohne Stromzufuhr von außen – betrieben werden. Zur Technologie gehören auch entsprechende Softwarelösungen, die die Daten einerseits visualisieren und sie via Webserver überall auf der Welt verfügbar machen.

Daten helfen Kosten sparen

Auch beim sogenannten Precision Farming kommt die Technologie von Adcon zum Einsatz. Im Grunde genommen geht es beim „Präzisionsackerbau“ (deutsche Übersetzung von Precision Farming) darum, mit digitalen Technologien die unterschiedliche Beschaffenheit des Bodens zu ermitteln und zu analysieren. Auf Basis dieser Analyse eines Feldes, aber auch eines Teil-Feldes (Schlag) lässt sich dann der Einsatz von Düngemitteln, Saatgut, Wasser usw. planen und steuern. Diese kleinräumig orientierte Bewirtschaftung kann Kosten einsparen und ökologisch entlasten.  So können die Daten bzw. die Analysen dazu genutzt werden, um den Einsatz von Unkrautvernichtungsmitteln (Herbiziden) zu verringern bzw. auf deren Einsatz zu verzichten.

 

Projekte rund um den Globus

Die digitalen Lösungen von Adcon werden mittlerweile rund um den Globus in zahlreichen Projekten eingesetzt. Etwa in Kanada, wo sie im Kampf gegen die Cercospora beticola, eine Pilzart, die Zuckerrüben befällt und vernichtet, eingesetzt werden. Ebenso in Mexiko, wo ein Netzwerk aus Wetterstationen für die Erntevorhersage, den Pflanzenschutz, Frostwarnung und Bewässerungsoptimierung aufgebaut wurde.

Das Netzwerk deckt den größten Teil der landwirtschaftlich genutzten Flächen Mexikos ab. Oder in Rumänien, wo die gesamten 1.075 km des Flusslaufes der Donau durch ein Messnetz aus 20 Stationen permanent überwacht werden. Das Messnetz erfasst dabei Daten im Hinblick auf Wasserpegel und -temperatur, aber auch auf Niederschlag im Einzugsgebiet, Lufttemperatur und relative Feuchte. Alle Daten werden an die zuständige Verwaltungsbehörde zur Weiterverarbeitung übermittelt.

 

Weniger Chemie

In der Schweiz sorgen Adcon-Produkte dafür, dass die Behörden die Verdichtung von Böden ermitteln können, während in Bulgarien ein agrometeorologisches Netzwerk aufgebaut werden soll. Das dahinterstehende Problem: Die Landwirtschaft verwendet zu viel Agrarchemie und zum falschen Zeitpunkt, zudem bewässert sie zu viel. Ein Problem – nicht nur in Bulgarien. Wetterbasierende Entscheidungshilfesysteme sollen dazu beitragen, den Einsatz von Agrarchemie von Dünger und Wasser zu optimieren und zu reduzieren.

 

Hilfe bei Eisweinproduktion

Last but not least werden Adcon-Systeme in Kanada auch bei der Produktion des qualitativ hochwertigen und somit teureren Eisweins eingesetzt. Mit Erfolg – in der Projektbeschreibung heißt es: „Das Adcon-Wetterstationsnetz hat die Winzer frühzeitig über die extreme Trockenheit der Saison 2016 und den darauffolgenden warmen Winter, vor allem in der Region Niagara, informiert. Zu den meistbesuchten Webseiten zählten dabei jene mit den Eisweinstunden, den Temperaturinversionskarten und den nächtlichen Tiefsttemperaturen. Da die Daten zu jeder Zeit online verfügbar waren, konnten die Winzer rechtzeitig Maßnahmen wie beispielsweise Beregnung oder Frostschutzberegnung ergreifen. Dieses Hilfsmittel ist von den Winzern bestens aufgenommen worden und wird in Zukunft weiter ausgebaut werden.“

Daten sind der Treibstoff der Digitalisierung. Adcon Telemetry ist damit – im übertragenen Sinne – so etwas wie ein Bohrunternehmen, das diese Daten liefert.

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