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Nichts ist Müll: Von der Wegwerf- zur Kreislaufwirtschaft

In Zukunft haben Produkte keinen Anfang und kein Ende mehr. Stattdessen werden sie Teil neuer Kreisläufe, in denen es keinen Müll gibt, nur noch potenziell unendliche Wiederverwertung.

Was, wenn Abfall nicht unnützer Müll wäre, sondern wertvoller Rohstoff? Eine Kreislaufwirtschaft sieht das so – und schlägt mehrere Fliegen mit einer Klappe.

„In Zukunft haben Produkte keinen Anfang und kein Ende mehr. Stattdessen werden sie Teil neuer Kreisläufe, in denen es keinen Müll gibt, nur noch potenziell unendliche Wiederverwertung“, schreibt das Zukunftsinstitut in seiner Studie Future Products. Eine interessante Vorstellung, die auch vom Cradle-to-Cradle-Prinzip, kurz C2C, auf den Punkt gebracht wird. Die Idee dahinter: eine konsequente Kreislaufwirtschaft, in der Produkte so hergestellt werden, dass von Beginn an ihr Ende mitgedacht wird und Materialien und Nährstoffe in Kreisläufen zirkulieren.

Nach dem Vorbild der Natur, in der Abfälle stets Teil eines kontinuierlichen Kreislaufs sind, werden C2C-Produkte entweder als biologische Verbrauchsgüter in Form von Nährstoffen bzw. Kompost in den biologischen Kreislauf zurückgeführt oder bleiben als technische Gebrauchsgüter, etwa in Form von Metallen, im Idealfall unendlich oft in technischen Kreisläufen erhalten.

„Das heißt, sich von Beginn an zu überlegen: Was produziere ich aus welchem Material, und wie wird das Produkt verwendet? Dazu gehört, das Konzept Müll zu streichen und von vornherein zu wissen: Wir reden von wertvollen Rohstoffen und gesunden Materialien“, sagt Tim Janßen. Am Beispiel Fahrrad verdeutlicht der Vorstand des Cradle to Cradle e.V.: „Der Reifen nutzt sich ab und landet unweigerlich in der Biosphäre, das Material muss also biologisch abbaubar gestaltet sein. Das Fahrradgestell hingegen ist aus Metall und hochwertigen Kunststoffen, die erhalten bleiben und sich nicht reduzieren. Da stellen sich eher die Fragen: Wie ist das Material beschichtet, welche Farben und Verbindungen kommen zum Einsatz, und wie können wir diese Einzelteile sortenrein trennen, sodass wir damit eine neue Basis für ein neues Produkt schaffen?“

 

Wenn vermeintlicher Abfall zum Rohstoff wird

Wie Kreislaufwirtschaft funktioniert, zeigen etwa Start-ups wie Allbirds. Das Unternehmen aus San Francisco gewinnt sein neuartiges Material SweetFoam – Basis für Flip-Flops und Sneakers – aus Zuckerrohr, das ansonsten als Abfall entsorgt würde. Die bei der Verarbeitung anfallenden Nebenprodukte werden als Dünger für das Zuckerrohr der nächsten Ernte verwertet. FullCycle Bioplastics nutzt indes Bakterien, um ungenießbare Lebensmittel, Nebenprodukte aus der Landwirtschaft und verschmutzte Lebensmittelverpackungen in Polyhydroxyalkanoate (PHA), eine biologisch abbaubare Kunststoffalternative, zu verwandeln.

PHA kann wiederum recycelt und anschließend zu neuem Material verarbeitet werden. Ungewöhnlich ist auch, was sich Dr. Carmen Hijosa einfallen ließ. Sie entwickelte Piñatex, ein alternatives Leder aus den Fasern von Ananasblättern, die eigentlich landwirtschaftlicher Abfall der Ananasernte sind. Für ihr Start-up Ananas Anam gab die Spanierin ihre Karriere in der traditionellen Lederbranche auf und kooperiert heute u.a. mit Puma, Boss und Porsche.

Doch nicht nur innovative Start-ups treiben die Idee der Kreislaufwirtschaft voran, auch große Marken wie Adidas, The North Face oder Dell bemühen sich darum, Müll zurück in den Produktkreislauf zu führen. Plastik aus dem Meer oder recycelte Plastikflaschen werden so zu Schuhen, T-Shirts und Laptop-Verpackungen. Patagonia stellt sogar schon seit 1993 Fleece aus alten Plastikflaschen her.

Neue Werte, neue Kundenbedürfnisse

Der Einsatz für funktionierende Produktkreisläufe liegt aber nicht nur an der Liebe zur Umwelt. „Konsistente, kreislauffähige Produkte und Services, die suffiziente Lebensstile ermöglichen, Langlebigkeit versprechen und zugleich keine Abstriche in Ästhetik oder Komfort einbüßen, werden immer gefragter“, analysiert das Zukunftsinstitut. Besonders nachhaltige Produkte lösen alte Luxusgüter als Statussymbole ab.

Unternehmen können in diesem neuen Bewusstsein punkten, wenn sie die Verantwortung für ihr Produkt künftig nicht mit seinem Verkauf als beendet ansehen, sondern es als möglichst lange in einem Kreislauf zirkulierende Teile denken.

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