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Das D-Netz, Vorgänger des Mobilfunks

1989 wurde das sogenannte D-Netz in Österreich eingeschalten. Was sich seitdem getan hat

Am 1. November ist der Tag des D-Netzes in Österreich. D-Netz? Wir meinen natürlich das gute alte D-Netz, das vor 35 Jahren in Österreich eingeschaltet wurde. Das feiert nämlich Geburtstag.

​​​​​​​Alte Telefone aus dem Archiv

Als der Kollege Gerhard die Geräte zur Begutachtung aus dem Archiv in unser Büro bringt, gehen bei vielen Kollegen und Kolleginnen die Augen auf: „Wow, mit so etwas hat mein Vater telefoniert im Auto!“, „Das kenne ich noch“, „Mein erstes Handy!“ heißt es da. Andere meinen: „Was ist das für ein Knochen?“, „Aha, mit Post-Stempel“ und „Hat das wirklich funktioniert?“. Man muss zugeben, die Geräte sind nicht gerade eine Augenweide, wenn man sie rein optisch vergleicht mit den spiegelnden, schön anmutenden Smartphones von heute. Aber sie zeigen einen (historischen) Ausschnitt der modernen Telefonie, genauso wie Telefone mit Wählscheiben, Tastentelefone mit Viertelanschluß, Telefonzellen mit Telefonbüchern, den Summerton und die Zeitansage.

Passt nicht gerade in eine Hosentasche, war aber Anfang der 90er Jahre ein Hit: Nostalgie pur auf der Baustelle. Foto: A1 Telekom Austria.

Die Geschichte der Mobiltelefonie in Österreich

Versuche mit Autotelefongeräten gab es bereits in den ersten Nachkriegsjahren (ab etwa 1949). Es dauerte aber gut 25 Jahre, bis das erste Autotelefon in Österreich im 2m-Band (also 150 MHz) offiziell in Betrieb genommen werden konnte. Die Länder Deutschland, Österreich und Luxemburg gründeten ab 1974 das so genannte B-Netz. Teilnehmer dieses Netzes konnten in allen beteiligten Ländern telefonieren. Da das B-Netz einige Mängel aufwies (unter anderem musste man wissen, in welchem Funkbereich sich der gewünschte Teilnehmer aufhielt, um ihn anrufen zu können) und nur ein beschränkter Nummernkreis zur Verfügung stand, suchte man ein Nachfolgesystem. 1984 wurde das C-Netz, ein Mobilnetz im 70 cm-Band, dass unter einer bundesweit einheitlichen Vorwahl zu erreichen war und dass die Teilnehmer auch bundesweit ausrief und suchte, in Betrieb genommen.

Eigentlich war das D-Netz (im 900 MHz-Bereich) 1990 eine Übergangslösung, bis das weltweite GSM-Netz zur Verfügung stand. Der Schnauzer à la Schneckerl Prohaska auch.

Geburt der Handys

Doch auch hier war man bald an der Grenze des Systems angelangt und da das „weltweite“ GSM noch nicht zur Verfügung stand, musste ab 1990 als Übergangslösung das D-Netz (im 900 MHz-Bereich) eingeschaltet werden. Dieses System fand, nicht zuletzt wegen der handlichen kleinen Geräte, bald regen Zuspruch. Beim D-Netz sprach man daher auch erstmals nicht von Autotelefonen, sondern von Handys. Die Teilnehmer waren genau wie beim C-Netz unter der Vorwahl (0)663 und einer 6-stelligen Nummer erreichbar, wählten keine Verkehrsausscheidungsziffer in die inländischen Netze und mussten auch ins eigene Netz "663" vorwählen.

​​​​​​​Die Handgeräte waren anfangs etwa 1 kg schwer und zuletzt – zumindest mit Slim-Akku – schon etwa 250 g leicht und damit brusttaschengängig. Antennen standen aus dem Gerät deutlich heraus, wurden für bessere Funkverbindung entweder mit der zweiten Hand 5 cm oben am Gerät ausgezogen oder mit dem Mittelfinger der rechten Hand beim Umfassen von der linken Seite des Geräts nach oben geschwenkt.

So sieht Telefonieren vor der Geburt des sogenannten Handys aus. Foto: A1 Telekom Austria.

Internationaler Standard GSM löste C-und D-Netz ab

C- und D-Netz waren allerdings rein nationale Netze, spätestens einige Kilometer hinter der Staatsgrenze war Funkstille. Zur damaligen Zeit betreute noch der Funktechnische Dienst des Fernmeldebetriebsamtes der Österreichischen Post- und Telegraphenverwaltung (ÖPTV) die Mobilfunkanlagen und nahm alle mit dem Bau und dem Betrieb zusammenhängenden Aufgaben wahr. Aus diesem Funktechnischen Dienst ging dann 1995 die Mobilkom hervor. Ende 1991 begannen die ersten Versuche mit der GSM-Technologie, zuerst im Rahmen eines Feldversuches im Großraum Wien, doch bald waren weite Teile des Bundesgebietes erschlossen. Mit der Inbetriebnahme des GSM-Netzes wurden die Teilnehmer des C- und des D-Netzes nach und nach auf das GSM-Netz umgeschaltet, bis diese Netze 2002 dann endgültig abgeschaltet wurden.

Sie hat die Haare schön und das Handy in der Hand: Mit Handy und ausgezogener Antenne flott unterwegs.
Glühbirne

Über den Autor

Gerhard Fürnweger ist Verwalter des umfangreichen Historischen Archivs von A1 Telekom. Seine Leidenschaft ist die Dokumentation und Verwaltung des riesigen geschichtlichen Fundus, denn Geschichte sollte nicht verblassen.

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