• Gesellschaftliche Verantwortung

Mit diesen Tipps erkennst du Falschmeldungen im Netz

Fake News sind eine problematische Begleiterscheinung der Digitalisierung. Denn diese sind immer schwieriger zu entlarven. Wir haben Tipps für dich gesammelt, wie man Falschmeldungen erkennen kann.

Fake News – also Falschmeldungen – sind eines der brisantesten Medien-Themen der letzten Jahre. Es handelt sich dabei um Nachrichtenmeldungen, die nicht dem tatsächlichen Sachverhalt entsprechen und sich heute überwiegend durch das Internet verbreiten. Speziell über Messenger-Dienste und Soziale Medien kommt es häufig mittels Schneeball-Effekt zu einer rasend schnellen Verbreitung. Fake News können unbeabsichtigt (etwa durch unzureichende Recherche) oder ganz bewusst mit einer bestimmten Zielsetzung veröffentlicht werden. Dann spricht man auch von „Desinformation“. Dahinter verbirgt sich ein gezielter Täuschungsakt, wie beispielsweise die bewusste Manipulation der Empfänger:innen. Ein neues, bedenkliches Ausmaß erreichte das Phänomen während der Corona-Pandemie. Aber auch der Klimawandel sowie der Krieg in der Ukraine oder der Nahost-Konflikt bieten immer wieder einen Nährboden für die Verbreitung und Diskussion von Fake News.
 

Wie Fake News uns als Gesellschaft verunsichern

Spätestens die Pandemie hat schließlich gezeigt: Fake News betreffen uns alle. Viele Menschen kannten plötzlich jemanden, der die Glaubwürdigkeit der etablierten Medien infrage stellte, Fehlinformationen als wahr eingestuft oder diese sogar verbreitet hat. Dass das Problem schon längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist, zeigen auch diverse Untersuchungen: Laut einer 2023 veröffentlichten Studie der Bertelsmann-Stiftung sind 54 Prozent der EU-Bürger:innen häufig oder sogar sehr häufig unsicher, ob Informationen aus dem Internet wahr sind. 39 Prozent gaben an, Desinformation selbst bereits bewusst wahrgenommen zu haben. Die Stiftung attestierte der Gesellschaft zwar Problembewusstsein, beim praktischen Umgang damit werde man aber von politischer bzw. regulatorischer Seite meistens alleingelassen.
 

Immer brisanter wird das Thema Falschmeldungen natürlich aufgrund der zunehmenden Leistungsfähigkeit von Künstlicher Intelligenz. 2023 ging etwa ein vermeintlich echtes Foto von Papst Franziskus im Rapper-Look mit weißem Daunenmantel und großer Halskette viral. Allein auf X (damals noch Twitter) erreichte das Bild innerhalb kurzer Zeit rund 20 Millionen Menschen. Das Fake-Bild des Kirchen-Oberhauptes ist nur eines von vielen Beispielen, die verdeutlichen, wie schwer es mittlerweile ist, Fakt und Fake zu unterscheiden. Weil Künstliche Intelligenz auch immer leichter zugänglich wird, steigt auch die Gefahr des Missbrauchs kontinuierlich an. Falschmeldungen lassen sich so ganz einfach mit gefälschten Fotos, Audios oder sogar Videos (Anmerkung: In diesem Zusammenhang spricht man auch häufig von Deepfakes) untermauern.
 

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Deepfake: Wie uns Algorithmen täuschen

Fake News sind nicht weniger als eine Gefahr für unsere Demokratie

Wenn die Glaubwürdigkeit von Medien sinkt und Fake News immer öfter täuschend echt wirken, ist das nicht weniger als eine Gefahr für unsere Demokratie. Denn: Verlässliche Informationen sind die Grundlage der Meinungsbildung und damit des demokratischen Diskurses. Fake News hingegen sorgen für bewusste Manipulation, spalten die Gesellschaft und können sogar Wahlen beeinflussen wie etwa zahlreiche Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit beweisen: 2023 veröffentlichten etwa Unbekannte anlässlich der Parlamentswahl in der Slowakei eine Audiodatei auf Facebook, in der einer der Spitzenkandidaten angeblich dabei zu hören ist, wie er eine Wahlmanipulation mit einer Zeitungsredakteurin ausheckt. Das Ton-Dokument wurde zwar rasch als Fake entlarvt, dennoch war eine rasante Verbreitung auf Social Media die Folge. Das Beispiel verdeutlicht, wie ernst man Fake News nehmen sollte. Und: Nicht zuletzt in Hinblick auf das Superwahljahr 2024 sind diese Aussichten mehr als besorgniserregend. Es liegt deshalb an uns allen, unser Bewusstsein für Falschmeldungen zu schärfen und im besten Fall auch andere dafür zu sensibilisieren.

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Jugendliche im Fake-News-Dilemma

7 Tipps, um Fake News zu entlarven

Wir leben im Zeitalter der Information. Das bedeutet: Täglich bricht über jede:n von uns eine wahre Flut an Nachrichten, Postings, Bildern oder Videos herein. Dabei ist nicht immer leicht zu erkennen, ob es sich um Fakten oder Falschmeldungen handelt. Wir haben aber einige Tipps für dich gesammelt, die dir helfen, Fake News künftig besser zu erkennen:

1. Halte dich an seriöse Medienquellen

Wenn du dich über die aktuelle Nachrichtenlage informieren möchtest, empfehlen wir, Informationen ausschließlich bei seriösen Medien (z.B. ORF, DerStandard oder Die Presse) einzuholen. Aber Achtung: Mittlerweile häufen sich Fälle, bei denen Falschmeldungen im Design bekannter Medienmarken erscheinen. Überprüfe deshalb die Webadresse in der Browserzeile – oftmals unterscheidet sich die URL nur durch einen Zusatz wie einen Bindestrich oder eine Endung wie .net vom Original. Achtung auch bei Screenshots: Diese können besonders leicht manipuliert werden. Wenn du prüfen möchtest, ob eine Meldung tatsächlich auf der betreffenden Nachrichtenseite zu finden ist, empfehlen wir eine Abfrage mittels Suchoperatoren über eine Suchmaschine zu machen. So kannst du beispielsweise auf diepresse.com alle Beiträge zu den Schlagworten „Sebastian Kurz“ und „Comeback“ finden, indem du nach folgendem Schema in Google eine Suche startest:

site:diepresse.com sebastian kurz comeback
 

2. Achte auf die verwendete Sprache

Häufig kann man Fake News bereits aufgrund der gewählten Sprache gut erkennen. Folgende Merkmale zeichnen Falschmeldungen häufig aus: 

  • Reißerische, aufgeregte Sprache (z.B. „OMG!! Wahnsinn!“ oder „Du wirst deinen Augen nicht trauen“)
  • Emotionale Begriffe (z.B. „herzzerreißend“, „schrecklich“ oder „unfassbar“)
  • Verallgemeinerungen
  • Schüren von Angst (z.B. "Eine Bedrohung für uns alle")
  • Verschwörungs-Jargon (z.B. Berichte über "heimliche Strippenzieher" oder "unbekannte Mächte")

3. Wer ist der Absender?

Stelle dir selbst die Frage: Wer ist der bzw. die Autor:in? Ist ein Impressum vorhanden? Findest du direkt bei der Meldung oder auch auf der gesamten Seite keinen Hinweis über die Urheberschaft, könnte dies ein Warnsignal sein. Da Falschmeldungen oft von Fake-Konten verbreitet werden, solltest du außerdem darauf achten, ob ein Konto über eine Verifizierung (z.B. blauer Haken bei Instagram) verfügt. Schaue dir auch die anderen Artikel oder Postings der Quelle an. Wirken diese ebenso unseriös? Dann raten wir: Finger weg davon!

4. Achtung bei Zahlen und Statistiken

Wenn Behauptungen aufgestellt werden und diese mit Zahlen und Statistiken belegt werden, solltest du überprüfen, ob auch eine Quelle genannt wird. Wenn die Quelle fehlt, sollten bereits die Alarmglocken läuten. Aber auch wenn eine Quelle angegeben ist, heißt das nicht automatisch, dass die dargestellten Fakten der Wahrheit entsprechen. Prüfe zum Beispiel, ob die Meldung ein Erstelldatum hat. Werden Studien zitiert, kannst du hier checken, ob die gemachten Angaben stimmen. 
 

5. Ein „Experte“ ist nicht gleich Experte

Auch mit selbst ernannten Expert:innen wird gerne Unsicherheit geschürt. Vergewissere dich deshalb bei anderen Quellen, ob genannte Zahlen, Daten, Fakten tatsächlich stimmen. Zusätzlich kannst du die genannten Personen auch googlen, denn Expert:innen werden häufig im Zusammenhang mit anderen Studien erwähnt. Kommt der bzw. die Exper:in gar nicht – oder nur im Zusammenhang mit fragwürdigen Quellen – vor, solltest du besser vorsichtig sein.
 

6. Vertraue keinen Kettennachrichten auf Messenger-Diensten

Falschmeldungen werden sehr gerne über Messenger-Dienste wie WhatsApp, Signal oder Telegram verbreitet. Speziell der letztgenannte Messenger genießt bei uns aber einen zweifelhaften Ruf. Denn auf der von zwei Russen entwickelten Plattform tummeln sich Akteure mit unterschiedlichsten Intentionen. Kurzum: Der umstrittene Messenger gilt als Sammelstelle für radikale Gruppen, Verschwörungsideologen und Kriminelle. Wir raten daher dringend davon ab, sich zweifelhaft klingenden Telegram-Gruppen anzuschließen. Egal ob auf Signal, Telegram oder WhatsApp: Reißerische oder Angst schürende Kettennachrichten solltest du kein Vertrauen schenken – und sie vor allem nicht posten oder an andere weiterleiten!

7. Hinterfrage den Zweck von Schock-Bildern und Videos

Drastische und schockierende Bilder werden häufig eingesetzt, um Angst zu schüren und bei den Empfänger:innen starke Reaktionen auszulösen. Glaube aber nicht alles, was du siehst, denn meist verfolgen solche Inhalte lediglich den Zweck, dich zu manipulieren. Behalte außerdem im Hinterkopf: Seriöse Medien filtern in der Regel verstörendes Material vorab und würden dieses schon allein aus Gründen der Medienethik niemals ungefiltert veröffentlichen. Doch speziell auf bei Jugendlichen beliebten Plattformen wie TikTok, Instagram oder Snapchat ist das Risiko, auf grausame Bilder und Videos zu stoßen, hoch. Wenn du verstörende Inhalte ausgespielt bekommst, sei dir bewusst, dass du diese bei den Plattformen melden kannst. Damit schützt du nicht nur dich, sondern die gesamte Community.
 

Diese Fakten-Checker solltest du kennen

An manchen Falschmeldungen scheitert sogar ein geschultes Auge. Doch nicht nur in diesem Fall lohnt es sich, einen Fakten-Checker zu nutzen. Was das ist? Fakten-Checker sind im Grunde Organisationen oder Initiativen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, Fake-News aufzudecken und mit Fakten richtigzustellen. Dabei prüft ein Team aus unabhängigen Journalist:innen fragwürdige Nachrichten genauso wie Bilder, Websites oder Videos. Hier kommen einige Fakten-Checker, die du kennen solltest:
 

Mimikama

Starten wir mit dem wohl bekanntesten Fakten-Checker: Mimikama ist eine internationale Anlaufstelle und Verein zur Aufklärung von Internetmissbrauch. Hier überprüfen ehrenamtliche Mitarbeiter:innen in Kooperation mit Facebook, Polizeidienststellen sowie dem Bundes- und Landeskriminalamt diverse Online-Inhalte und decken im deutschsprachigen Raum Hoaxes, Fake News, und Falschmeldungen auf. Mimikama überzeugt durch seine hohe Expertise und dient häufig als wichtige Kontrollinstanz für Medien und Journalist:innen.

APA Faktencheck

Hier überprüfen die Journalist:innen der Austria Presse Agentur (kurz: APA) Informationen. Im Zuge der Überprüfung wird offengelegt, welche Verifizierungsschritte und Recherchen erfolgt sind und auf welche Fakten sich die Einschätzung stützt. Der Faktencheck finanziert sich durch die unternehmerische Tätigkeit der APA als Nachrichtenagentur und Informationsdienstleistung.

Übrigens: Das in Deutschland ansässige Pendant ist der dpa-Faktencheck.


Kobuk

Kobuk ist ein Medienwatchblog und zudem ein ehrenamtliches (und somit durch Spenden finanziertes) Projekt. Herausgegeben vom Verein für kritischen Medienkonsum, verfolgt Kobuk das Ziel, Fehler, Falschmeldungen und strukturelle Probleme in journalistischen Massenmedien aufzudecken. Anders als viele andere Faktenchecker untersuchen hier FH-Student:innen die (Online-) Inhalte von etablierten Medien wie orf.at, Kronen Zeitung, Heute, Die Presse und Co.
 

Correctiv

Falschinformationen, Gerüchte und Halbwahrheiten aufdecken hat sich auch die Non-Profit-Redaktion Correctiv zum Ziel gesetzt. Frei nach dem Motto „Recherchen für die Gesellschaft“ überprüfen hier Journalist:innen diverse Fakten. Praktisch: Wer unsicher ist, ob eine Behauptung stimmt, kann per WhatsApp den entsprechenden Hinweis an die Nummer +49 151 17535184 senden und bekommt dann eine Antwort.

Wer Faktencheck mit Unterhaltung verbinden möchte, dem können wir außerdem die 4-teilige Quizsendung namens „FYI“ von Correctiv ans Herz legen:

Bait

Eine tolle Initiative für Jugendliche: Die österreichische Medienkompetenz-Organisation betreibt mit Bait einen Faktencheck-Kanal auf TikTok. Dieser gibt jungen Menschen das Werkzeug an die Hand, um Fakes und Verschwörungstheorien zu enttarnen. In kurzen Videos werden Teenager ohne Umwege auf TikTok angesprochen und bekommen auch Tipps aus der Praxis des Journalismus.

Weitere Fakten-Checker sind der ARD-Faktenfinder, Faktenfuchs des Bayrischen Rundfunks (BR24) oder AFP Österreich. Fremdsprachige Fakten-Checker findest du übrigens hier.

Das kannst du noch gegen Fake News tun

Du hast ein Posting eindeutig als Fake News (oder auch Hass im Netz) erkannt? Gratuliere, der erste Schritt ist getan! Damit nicht noch mehr Leser:innen darauf reinfallen, solltest du Falschmeldungen direkt bei der Social-Media-Plattform melden. Die Anleitung für die gängigsten Plattformen findest du bei Saferinternet.at.

Wenn du dich damit wohlfühlst, kannst du unter dem Posting dagegenreden und diskutieren. Bleibe dabei unbedingt sachlich und respektvoll.

​​​​​​​Nicht zuletzt listet onlinesicherheit.at einige Meldestellen, etwa auch im Falle einer Verletzung der Persönlichkeitsrechte, bei Cyberangriffen oder für extremistische Inhalte.

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