
Dabei kann Kommunikation mit den Nachbarn einiges zum Positiven verändern. Durchs Reden kommen die Leut' z'samm: Der Spruch wirkt abgedroschen, hat aber immer noch Gültigkeit, auch in der digitalen Welt. „Wir leben unsere Nachbarschaft viel übers Smartphone“, meint Martina P. Die 49-Jährige ist unlängst in Klosterneuburg in ein Neubauprojekt mit acht Wohnparteien eingezogen. Recht schnell verständigte man sich hausintern auf eine WhatsApp-Gruppe. „Es ist unkompliziert und direkt. Man kann sich gegenseitig helfen oder allgemeine Probleme im Wohnhaus in die Runde werfen“, so Martina weiter. Lockere Netzwerke über Stockwerke hinweg können den Alltag angenehmer machen und beseitigen kühle Anonymität. „Man kann sich mit den Nachbarn auch so einfach gut verstehen, ohne sich gleich anfreunden zu müssen“, betont die 49-Jährige.
In der Via Fondazza ging es los
Damit greift die Klosterneuburger WhatsApp-Runde das Prinzip von Social Street auf. Diese Idee entstand aus den Erfahrungen von geschlossenen Facebook-Gruppen in Bologna 2013. Der Italiener Frederico Bastiani hat mit seiner Via Fondazza den Trend zum digitalen Zusammenschluss des Lebensumfelds ausgelöst. Es geht darum, die Beziehungen von Menschen innerhalb ihrer Nachbarschaft aufzubauen, sich gegenseitig zu unterstützen sowie den Wissens- und Erfahrungsaustausch zu stärken.
Großes Potenzial an Nachbarschaftshilfe
Viele Menschen – das bedeutet viele unterschiedliche Meinungen, und in einer Wohnsiedlung bedeutet das auch viele unterschiedliche Lebensformen. Networking, also der Aufbau und die Pflege eines Kontaktnetzwerks, ist ein wesentlicher Faktor, damit man sich in einer Umgebung wohlfühlen kann. Nachbarn sind nämlich nicht von Haus aus Grantler und Querulanten, ganz im Gegenteil. Das Potenzial an Nachbarschaftshilfe ist größer, als gelernte Österreicher vermuten dürften. Laut einer Umfrage der Plattform FragNebenan sind hierzulande über 70% der Befragten dazu bereit, für den Nachbarn die Blumen zu gießen, den Postkasten zu leeren oder die Werbung vor der Tür wegzuräumen. Etwa jeder Zweite würde auch das Haustier von nebenan füttern.