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Wer telefoniert mehr: Frauen oder Männer?

Telefonieren ohne Ende: Ist das Mitteilsame wirklich eher eine Domäne des weiblichen Geschlechts?

Wir telefonieren derzeit mehr denn je - nachdem persönliche Kontakte so viel wie möglich zu vermeiden sind. Durch Corona haben viele wieder vermehrt zum Telefonat (mit und ohne Video) zurückgefunden, um die Kommunikation lebendig zu halten. Wie schaut es aus: Stimmt das Rollenklischee von weiblichen Quasselstrippen und wortkargen Männern? Wer ist die größere Plaudertasche?

Meine Freundin Eva ruft an. Ich überlege, ob ich sie wegdrücken soll, denn ich weiß, dieses Gespräch wird länger dauern, zumindest eine halbe Stunde lang. Und ich habe jetzt leider keine Zeit, das Gespräch anzunehmen. Eva kann sich nicht kurz fassen, das liegt einfach nicht in ihrer Natur. Wenn sie sich nicht umgehend und ausgeklügelt mitteilen kann, erleidet sie echte Qualen. Jedes Detail wird episch ausgewälzt und geradezu lustvoll beschrieben. Da kann keine WhatsApp (Sprach-)nachricht mit, nur der persönliche Kontakt - und den dürfen wir ja jetzt nicht...

Ich habe sogar den unbestimmten Verdacht, dass ich während unserer dreißigjährigen Freundschaft insgesamt länger mit ihr gesprochen habe als mit meinem eher schweigsamen Mann, die nonverbale Kommunikation jetzt einmal nicht mit eingerechnet. Aber ist das Mitteilsame wirklich eine Domäne des weiblichen Geschlechts?

Eine amerikanische Studie gibt Auskunft über die durchschnittliche Anzahl der gesprochenen Worte von Männern und Frauen.

16.000 Wörter am Tag

Wer ist generell gesprächiger? Ein amerikanische Studie der Universität Arizona gibt Auskunft. Beide Geschlechter sprechen ungefähr gleich viel, im Durchschnitt geben Frau und Mann rund 16.000 Wörter pro Tag von sich, so die Feststellung eines Forscherteams um Matthias Mehl von der University of Arizona, das sechs Jahre lang die Gespräche von fast 400 Studenten aus den USA und Mexiko mit einem Spezialrekorder aufgenommen hat. Dabei kamen Frauen im Schnitt auf 16.215 Wörter am Tag, Männer auf 15.669. Das kleine Gerät schaltete sich alle zwölfeinhalb Minuten ein und nahm dann die Wörter seines Trägers dreißig Sekunden lang auf, ohne dass sich der Proband dessen bewusst war oder auf das Gerät Einfluss nehmen konnte. Mit dieser einfachen Methode konnte die tägliche Gesprächsdauer bzw. die Anzahl der Worte hochgerechnet werden.

Die Ober-Quasselstrippe war übrigens ein Mann mit immerhin 47.000 Wörtern am Tag.

Es gibt immer etwas zu erzählen.

Der soziale Kontext ist entscheidend

Eh klar: Welches Geschlecht am mitteilungsbedürftigsten ist, hängt vom sozialen Kontext, von der Situation und vor allem vom Thema ab. Wenn es um gefühlsintensive und schwülstige Serien geht, werden viele Männer aussteigen und nur ein Brummen anstelle von Worten zum Gespräch beitragen wollen oder können. Auf der anderen Seite tauschen sich Männer gerne über ihren Job aus, das ist in den meisten Fällen die Top-Story, gefolgt von Geschichten über Maschinen (ja, damit sind auch Autos gemeint) und Witze. Fest steht, es gibt tatsächlich gewaltige Unterschiede in der „verbalen Aktivität“ einzelner Menschen und die haben nichts mit dem Geschlecht zu tun.

Am Abend nehme ich meinen lang aufgeschobenen Anruf in Angriff und melde mich bei Eva mit den Worten „Was gibt’s Neues?“ – und schon bin ich im Land der Geschichten und Emotionen.

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