
In der Pflege-Praxis hält die Digitalisierung in verschiedenen Erscheinungsformen längst Einzug.
Allerdings rückt sie erst langsam in den Fokus der (medialen) Öffentlichkeit. Tatsache ist:
Die demografische Entwicklung und der medizinische Fortschritt sorgen gemeinsam dafür, dass immer mehr Menschen in Österreich immer älter werden. Auf Basis einer alarmierenden Untersuchung des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung (WIFO) – demnach wird die Zahl der pflegebedürftigen Pflegegeld-Bezieher bis 2050 von rund 450.000 auf bis zu 750.000 Personen anwachsen – warnt auch die Caritas: Zur Bewältigung dieser Herausforderung wären 50.000 zusätzliche Pflegekräfte nötig, so die Schätzung. Dazu Caritas-Präsident Michael Landau: „Wir brauchen rasch ein Pflegekraftpaket. Die Rahmenbedingungen für diesen wichtigen und schönen Beruf müssen rasch verbessert werden.“ Die vorgeschlagenen Maßnahmen reichen von einer Ausbildungs- und Jobgarantie für künftige Pflegekräfte über die Schaffung einer Pflege-Lehre bis hin zu einer Anpassung der Gehälter im Langzeitpflegebereich. Weiters enthalten sie die Forderung nach einer Digitalisierungsoffensive für die Pflege, und das aus gutem Grund:
Ruf nach Digitalisierungsoffensive
Zentraler Ausgangspunkt der digitalen Überlegungen ist ein immer akuteres Dilemma: Überlastete Pflegekräfte haben im Alltag über tägliche Pflegeroutinen hinaus oft einfach zu wenig Zeit für die zu pflegenden Menschen selbst. Wer beispielsweise den logistischen Aufwand für die treffsichere Verteilung von Medikamenten kennt oder weiß, wie viel Zeit Dokumentationen aller Art verschlingen, kann das Potenzial einer sinnvollen Digitalisierung der Pflege rasch erahnen. Beispiel Dokumentation: Eine möglichst automatisierte Datenerfassung direkt am Krankenbett kann Abläufe nicht nur effizienter, sondern auch weniger fehleranfällig machen. Moderne PC-Pflegewagen sind hier nur der Anfang, berührungslose und auf Spracherkennung basierende Systeme – die vollautomatisch elektronische Gesundheitsakte aktualisieren – jedoch noch Zukunftsmusik.
Digitales Krankenbett und Pflege-Roboter
Sowohl im stationären Bereich von Krankenhäusern als auch in der Altenpflege wird das digitale Krankenbett immer mehr zum Thema. Gemeint ist im Wesentlichen die Implementierung von Patienten-Monitoring-Systemen, die beispielsweise wichtige Vitaldaten wie die Atem- und Herzfrequenz erfassen. Sensorkissen im Bett erkennen in Verbindung mit mobilen Endgeräten zudem, ob die Gefahr des Wundliegens besteht, ob ein dementer Patient unvermittelt das Bett verlassen hat oder ob bedingt durch Nässe ein Eingreifen einer Pflegekraft erforderlich ist. Gerade bei betagten und oft von Austrocknung bedrohten Menschen kann es hilfreich sein, die an einem Trinkautomaten abgezapfte Menge von Getränken digital zu erfassen.
Und natürlich sind auch Roboter ein Thema. In Japan, wo es den schnellsten demografischen Wandel gibt und Menschen jenseits der 90 ein fixer Bestandteil der Gesellschaft sind, wurde bereits vor fünf Jahren ein entsprechender Expertenrat ins Leben gerufen, um die Entwicklung von Pflege-Robotern bzw. Care Bots zu begleiten. Doch die sinnvollen Anwendungsbereiche für Roboter sind naturgemäß umstritten. Während ein Roboter-assistiertes Umbetten die vielgeplagten Pflegekräfte tatsächlich entlasten könnte, sollten soziale Interaktionen wie Füttern wohl echten Menschen vorbehalten bleiben.