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Die Digitalisierung kann so einfach sein

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Die Digitalisierung wird meist in allen Bereichen unterschätzt

Mario Rosin und Raphael Huber, Gründer der Job-Plattform IT Jobs Austria

Mario Rosin und Raphael Huber, Gründer der Job-Plattform itjobsaustria.at.

Heimische KMU kämpfen bei der Digitalisierung nicht nur mit dem Fachkräftemangel, meint Mario Rosin, Gründer der Job-Plattform itjobsaustria.at. Ein Gespräch über die Wege, die beim Einstieg in die Digitalisierung und bei der Suche nach IT-Fachkräften die größten Erfolgschancen haben

A1: Wie schätzen Sie den klassischen Mittelstand in Österreich in Bezug auf die Digitalisierung ein?

Mario Rosin: Die Digitalisierung wird meist in so gut wie allen Bereichen unterschätzt. Sowohl wenn es darum geht, welche Chancen und Möglichkeiten sie einem KMU bringen kann, als auch bei den internen Ressourcen, die notwendig sind, um Prozesse zu digitalisieren. Wenn wir die Digitalisierung fertigdenken, greift sie nämlich in alle Bereiche eines Unternehmens ein – sei es ERP, CRM, Marketing oder Bestellabwicklung. Die Umsetzung ist somit komplex und die wenigsten KMU wissen, was für die Digitalisierung eigentlich notwendig ist oder gebraucht wird.

Unternehmen sollten dabei alle Seiten mitdenken. Einerseits müssen die Mitarbeiter im Change-Prozess mitgenommen werden, möglicherweise sind Ängste zu entkräften. Die Digitalisierung geht zwar von der Geschäftsführung aus, sie muss aber von der Basis umgesetzt und mitgetragen werden. Der Aufwand, der notwendig ist, damit alle im Haus an einem Strang ziehen, wird oft vernachlässigt. Andererseits ist die Kundensicht zu berücksichtigen. Was verbessert sich für den Kunden? Welche Informationen braucht er? Die Digitalisierung gehört somit gut durchdacht.

 

A1: Welche Tipps würden Sie KMU, die das Thema Digitalisierung im Betrieb forcieren wollen, mitgeben?

Neben der Entwicklung eines schlüssigen Gesamtkonzepts sollten Unternehmen bei bestehenden Prozessen und der Abwicklung von Bestandskunden mit der Digitalisierung anfangen. Hier sind die Abläufe klar, hier können KMU extrem gut kalkulieren, wie sich die Optimierungen auswirken. Nehmen wir als Beispiel ein neues B2B-Kundenportal: Der Kunde findet dort seine komplette Historie, kann Bestellungen einfach abwickeln, das KMU kann ihm Aktionen oder Upselling-Produkte anhand seines Kaufverhaltens anbieten, die Kommunikation mit dem Kunden ist zielgerichteter.

Mit solch einer neuen Kommunikations- und Abwicklungsplattform kann sich ein KMU sehr gut positionieren. Möchten KMU hingegen mit der Digitalisierung neue Geschäftsfelder erschließen, neue Kunden ansprechen, dann besteht ein deutlich größeres Risiko für das Unternehmen, dass das erwünschte Ergebnis nicht eintrifft.

 

A1: Mit welchen Herausforderungen kämpft der Mittelstand primär bei der Digitalisierung?

Mitunter dem Fachkräftemangel. Unbesetzte Stellen im IT-Bereich kosten meistens viel Geld. Denn es geht bei der Digitalisierung darum, das Unternehmen in seinem Ganzen voranzubringen, Prozesse zu optimieren oder zu automatisieren. Und wenn IT-Fachkräfte fehlen, kommt es zu Verzögerungen – mit entsprechend negativen Auswirkungen auf der Kostenseite.

 

A1: Sie leiten eine Job-Plattform für IT-Fachkräfte. Wie kann der Mittelstand am Arbeitsmarkt erfolgreich sein, wie soll er die IT-Fachkräfte bei der Mitarbeitersuche konkret ansprechen?

Die Unternehmen haben sich meist zu wenig damit beschäftigt, was IT-Fachkräfte wirklich brauchen. IT-Fachkräfte sind grundsätzlich strukturiertere Personen, sie sind meistens wissbegierig und möchten etwas lernen. Daher ist für sie wichtig, in welchem Team und mit welchem Vorgesetzten sie arbeiten. Bestehen im Unternehmen die Skills, um die IT-Fachkraft weiterzuentwickeln? Ein Unternehmen muss sich in Zeiten des Fachkräftemangels auch von innen her präsentieren. Wie ist der Arbeitsplatz ausgestattet? Wie wird die Work-Life-Balance im Unternehmen gelebt? Das wird vor allem vom Mittelstand vernachlässigt.

Ein weiterer Punkt ist: Die wenigsten Unternehmen stellen sich darauf ein, dass IT-Fachkräfte extrem spezialisiert sind. Frontend, Backend, Data Scientist, Security-Bereich, manche wollen nur in einem Linux-Betriebssystem arbeiten oder sich in einer speziellen Programmiersprache vertiefen: Die Welt der IT ist fein gegliedert und vielschichtig. Unternehmen wissen außerdem nicht, wo sie genau die Fachkräfte finden können, die sie eigentlich brauchen. Sie suchen im IT-Bereich neue Mitarbeiter, wie sie es bei anderen Fachkräften auch machen: mit einem allgemeinen Stelleninserat, oft als langer Fließtext, in der Hoffnung, dass sich jemand meldet. Das ist jedoch kein Erfolg versprechender Weg, das hat sich in den letzten Jahren herauskristallisiert.

 

A1: Welcher Weg könnte bei der Suche nach IT-Fachkräften erfolgreicher sein?

Mittelstand und Konzerne unterscheiden sich bei der Rekrutierung von IT-Fachkräften eklatant. Im Gegensatz zu KMU setzen große Unternehmen bereits auf Active Sourcing, sie sprechen die Spezialisten direkt an. Dem Mittelstand fehlen dafür das Know-how und die Ressourcen. Deshalb bieten wir von itjobsaustria.at den kleinen und mittleren Unternehmen mit unterschiedlichen, standardisierten Paketen an, für sie das Active Sourcing kostengünstig zu betreiben.

IT-Fachkräfte werden dabei von uns nicht nur angesprochen, sondern auch um deren Meinung gefragt. Es werden ihre Bedürfnisse und Erwartungen ermittelt. Anhand dieser Informationen kann das Unternehmen – sollte es notwendig sein – beim Stellenangebot nachbessern. Die Informationen können auch ins Employer Branding fließen, damit sich das Unternehmen im IT-Bereich glaubwürdig als interessanter und vertrauensvoller Arbeitgeber präsentieren kann.

Über itjobsaustria.at

Vor zwei Jahren starteten Mario Rosin und Raphael Huber mit dieser Job-Plattform, die komplett auf IT-Fachkräfte ausgerichtet ist. Die Stellenanzeigen sind mit strukturierten Daten aufgebaut, dadurch sind Tätigkeitsbereich, Anforderungen und Angebot für die IT-Fachkraft schneller einsehbar und vergleichbar. Im Herbst startet die Version 2.0 von itjobsaustria.at. Im Fokus stehen dabei vor allem die KMU. Anhand unterschiedlicher Pakete bietet die Plattform den Mittelständlern an, Active Sourcing für das Unternehmen zu betreiben und IT-Fachkräfte direkt anzusprechen.

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