eSquirell bietet einen digitalen Lern- und Lehrbegleiter für Schulen, aber auch die Weiterbildung in Unternehmen.
Wie ist die Idee zu eSquirrel entstanden?
Michael Maurer, der Gründer und CEO von eSquirrel, war Lehrender an einer Fachhochschule und hat sich vor sechs, sieben Jahren gefragt: Warum kommt die Digitalisierung nicht in der Schule an? Obwohl sie in der Wirtschaft teilweise schon längst in den Alltag integriert ist, sieht es in den Klassenzimmern seit zwanzig Jahren gleich aus. Anstelle von Büchern liest man jetzt manchmal PDFs und statt VHS-Kassetten schauen Schüler jetzt YouTube-Videos. Kann das wirklich alles sein? Wie kann man wirklich digital unterrichten und lernen – und zwar mit vorhandenen Mitteln, mit der vorhandenen Schulausstattung? Aus dieser Idee ist eSquirrel entstanden: eine Lernsoftware, mit der Schüler passend zu ihrem Schulbuch auf ihrem Smartphone durch Gamification motiviert lernen und Lehrerende dazu einfacher und effizienter unterrichten.
Worin besteht der Mehrwert der Digitalisierung beim Thema Bildung und Weiterbildung?
Digitalisierung kann durch Adaptive Learning und Learning Analytics erkennen, in welchen Bereichen Schüler noch Schwächen haben bzw. schon Meister sind. Digitalisierung kann zum Wiederholen motivieren und durch Gamification Lernanreize schaffen. Aber Digitalisierung ist kein Selbstzweck. Es ist extrem wichtig, dass sie die soziale Situation der Lernenden miteinbezieht. Eine App kann noch so viele Notifications schicken, Inhalte zu wiederholen – wenn sie das Lernen in der sozialen Gruppe nicht abbildet, wird sie nur mäßig erfolgreich sein.
Wir haben genau das mit unserer Blended Learning Plattform geschafft, die E-Learning und Präsenzunterricht sinnvoll und grundlegend verbindet. Die Lernenden erhalten digitales Lernmaterial zu bestehenden Schulbüchern oder eigens angefertigte Lernunterlagen auf ihr Smartphone. Gamification-Elemente erhöhen die Motivation und stärken das selbstbestimmte Lernen. Lehrende behalten den Überblick über die Lernfortschritte. Sie können rasch anhand der Daten evaluieren, was die Stärken und Schwächen der Schüler sind, und den Unterricht entsprechend anpassen. Bald haben wir gemerkt, dass diese Lösung auch für die moderne Arbeitswelt funktioniert. Durch New Work und Homeoffice hat sich viel verändert, die Arbeitswelt ist viel flexibler als noch vor einigen Jahren. Mitarbeiter wechseln oft ihren Job. Dadurch wird viel Zeit mit Onboarding verbracht. Diese kann mit entsprechender Vorbereitung viel effizienter und unterhaltsamer gestaltet werden.
Lebenslanges Lernen, ist das in Unternehmen bereits mehr als nur ein Schlagwort?
Durch die raschen Änderungen in der Arbeitswelt ist lebenslanges Lernen eine Notwendigkeit geworden. Ein Tool, das man vor fünf Jahren noch verwendet hat, ist heute oft schon veraltet. Auf die Frage: "Warum soll ich in die Weiterbildung meiner Mitarbeiter investieren?", geben wir gern die Antwort: "Stellen Sie sich Ihr Unternehmen vor, in dem Sie das fünf Jahre lang nicht tun." Firmen, die in ihre Mitarbeiter investieren, behalten diese grundsätzlich länger. Wie nun lebenslanges Lernen auch sinnvoll digital und attraktiv gestaltet werden kann, ist eine Frage, vor der viele Unternehmen nun stehen und bei der wir gern beraten.
Wie schätzen Sie den klassischen Mittelstand in Österreich in Bezug auf die Digitalisierung generell ein?
Der Wunsch nach Digitalisierung ist wirklich da. Die Ausstattung mit digitalen Endgeräten hat sich nicht zuletzt aufgrund der Lockdowns verbessert. Dennoch haben viele Mitarbeiter gerade im Blue-Collar-Bereich – also zum Beispiel Verkäufer in Filialen, Pflegepersonal oder Fabriksarbeiter – noch keine Laptops. Hier sind wir mit eSquirrel besonders stark, weil wir es ermöglichen, dass diese Mitarbeiter auf ihren Smartphones lernen. Auch ältere Arbeitnehmer kennen sich mit ihren Smartphones, die ja nun wirklich jeder hat, viel besser aus als mit Laptops. Dieser Bereich ist noch recht unbeachtet und daher für uns ein sehr großer Wachstumsmarkt.
Neben der Hardware-Ausstattung ist noch die Ausstattung mit sinnvoller Software ein wichtiges Thema. Oft herrscht die Meinung, dass Software kostenlos sein muss. Das sehe ich als großen Fehler, denn Qualität hat ihren Preis. Mit kostenloser Software merkt man manchmal erst im Nachhinein, womit man in Wahrheit bezahlt hat – meist mit den eigenen Daten.
Als letzten Punkt möchte ich erwähnen, dass manche die Angst haben, die Digitalisierung werde den Menschen ersetzen, sei es jetzt den einzelnen Mitarbeiter oder im Bereich der Weiterbildung speziell die Lehrenden. Das ist noch so ein Knoten, der gelöst werden muss. Denn hier ist eigentlich das Gegenteil der Fall: Digitalisierung kann die Lehrenden effektiv unterstützen, ihnen ihre Arbeit erleichtern und diese qualitativ hochwertiger machen. Die Digitalisierung wird die Lehrenden in den nächsten Jahren sicher nicht ersetzen.
Mit welchen Herausforderungen bei der Digitalisierung kämpft der Mittelstand sonst noch?
Oft fehlt noch das Bewusstsein bei den Entscheidungsträgern, was Digitalisierung wirklich kann. Digitalisierung ist mehr als ein Buch als PDF zu lesen. Hier gibt es großartige Expertise der EdTech-Unternehmen in Österreich, von der der Mittelstand mit guten Lösungen rasch profitieren kann.
