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Wie künstliche Intelligenz unser Leben verändern wird

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Wie Machine Learning den Gelben Engeln zu Höhenflügen verhilft

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Jetzt planen wir selbst unsere Stadt

Die Urbanisierung macht Druck auf die Ballungsräume, die sich natürlich auch mit Fragen wie Klimawandel oder Energiewende auseinandersetzen müssen.

Urbanisierung, Klimawandel, Zuwanderung – Städte stehen weltweit vor enormen Herausforderungen. Die Digitalisierung kann helfen, diese zu lösen, zeigt ein Labor in Wien.

Anna Aichinger nimmt den Wohnblock und setzt ihn rund 20 Meter weiter nach Süden, und sie macht ihn um drei Stockwerke niedriger als eigentlich gedacht. Die Folge: mehr Sonnenlicht-Einfall und damit eine bessere Erwärmung der Wohnungen im Winter, aber auch mehr Energie aus der PV-Anlage auf dem Dach. Und der Gemeinschaftsgarten, der geplant war, wird jetzt schon fast zu einem Park. Mehr Lebensraum für Jung und Alt, mehr Grün – das ist gut fürs Klima. Natürlich kann Anna Aichinger das in der Realität nicht so einfach umsetzen. Aber virtuell schon: Die PhD-Anwärterin forscht am AIT – Austrian Institute of Technology u.a. an künstlicher Intelligenz und ihrem Nutzen für die Stadtplanung der Zukunft. Die Idee dahinter: mit spielerischen Elementen möglichst einfach viel ausprobieren und sofort sehen, welche Auswirkungen das hat.

 

Digitale Stadtplanung

Klingt nicht ganz unbekannt, man denke an den Gaming-Klassiker SimCity, der schon 1989 online ging und bis heute recht beliebt ist. Offenbar macht es Spaß, eine Stadt zu designen. In der heutigen digitalen Stadtplanung geh es aber um viel mehr. Die Urbanisierung macht Druck auf die Ballungsräume, die sich natürlich auch mit Fragen wie Klimawandel oder Energiewende auseinandersetzen müssen. Zudem treffen immer mehr Partikularinteressen aufeinander: Wenn etwa in einer Straße mehr Bäume gepflanzt werden oder Grünzonen entstehen sollen, dann verlieren Autofahrer oder Carsharing-User Parkplätze.

Wenn zu hohe Bauten errichtet werden, könnte auf weiter hinten stehende Häuserreihen zu viel Schatten fallen. Die Szenarien, die man im neuen City Intelligence Lab (CIL) durchspielen kann, sind schier unendlich, weiß Angelos Chronis, Leiter des Labs, das am AIT in Wien-Floridsdorf beheimatet ist.

Er und sein Team haben in den letzten Monaten unzählige Daten in das System eingespeist – von Wetterwerten sowie Wind- und Verkehrsdaten über Klimazonenanalysen bis hin zu strukturellen Fragen der Bautechnik. Daraus entstand ein Labor, eine interaktive Plattform zur Erforschung neuer Formen und Technologien für die Stadtplanungspraxis der Zukunft. Das CIL bietet die Chance einer ko-kreativen Entwicklung, also des gemeinsamen Erschaffens von neuem Wissen. Man kann das CIL auch als eine Art Medizinlabor für digitale Technologien beschreiben. Für Österreich ist dieses Labor jedenfalls eine Premiere: Es gibt natürlich bereits seit langem Architektur-Plattformen, es gibt verschiedene Tools für das Design von Gebäuden – aber in dieser komplexen Form betritt das CIL-Team Neuland. Kein Wunder, dass man von einem echten Meilenstein spricht.

Umsetzung in Wien

In Wien wird es damit möglich, die Stadt der Zukunft nicht nur lebenswerter, sondern auch intelligenter, smarter zu planen. Das ist deshalb so wichtig, weil sich Städte für die kommenden Generationen rüsten müssen. Digitale Schlüsseltechnologien wie Augmented Reality sowie künstliche Intelligenz helfen dabei, komplexe Simulationen und parametrische Designs zu erstellen. Jede Idee, jeder Eingriff kann in Echtzeit in seinen Auswirkungen bewertet werden. So entstehen binnen weniger Sekunden ganz neue Stadtteile. Es ist auch möglich, mit dem Smartphone an Bürgerbeteiligungsaktivitäten teilzunehmen.

Ähnliche Tools verwenden andere Forschungseinrichtungen, beispielsweise die TU München, die am Leonhard Obermeyer Center in mehreren institutsübergreifenden, interdisziplinären Projekten digitale Methoden für die Stadtplanung entwickelt. Kooperationen mit dem Future Cities Lab der ETH Zürich und Unternehmen aus der Privatwirtschaft sollen jedenfalls das Wiener CIL zu einem internationalen Hub machen. Das Know-how der Forscher in Wien ist heute schon weltweit gefragt – bis nach Usbekistan. Denn alle Städte wollen digitale Wege in die Zukunft beschreiten.

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