
Die Daten von Unternehmen machen vieles möglich. Analysen, Voraussagen etc. wirken aber nur mit der richtigen Interpretation.
Facebook, Google, Amazon und Co. sind die Großmeister im Sammeln von Daten. Sie kennen ihre Kunden besser als deren engste Freunde. Doch man muss kein globaler Gigant sein, um Kundendaten zu sammeln und zu nutzen. Jede Website, jeder Newsletter, jeder Online-Shop etc. bietet ein Daten-Eldorado. Auch Kleinunternehmer sind in der Lage, Verhalten und Interessen zu analysieren. Wer die richtigen Schlüsse daraus zieht, kann seine Kunden gezielter, auf den richtigen Kanälen, zum richtigen Zeitpunkt und mit dem passenden Angebot ansprechen. Beim Ziehen der Schlüsse kann es aber durchaus haken, wie die Google Flu Trends zeigten, denn Big Data sagt einem vor allem, was Kunden tun, aber nicht unbedingt, warum.
Big Data: Viele Bäume, aber kein Wald
Als LEGO kurz vor dem Bankrott stand, ließen die Big-Data-Analysen darauf schließen, dass die Kinder keinen Gefallen mehr daran finden, stundenlang etwas aufzubauen. LEGO ersetzte seine kleinen Steinchen durch größere Module, die die Bauzeit drastisch verringerten, doch der Umsatz brach weiter ein. Erst einer von vielen Besuchen in einem Kinderzimmer zeigte LEGO, dass Zeit kein Problem für die Kinder war, wenn sie Dinge mit Leidenschaft machten. Es ging zurück zu den kleinen Steinen und zur Implementierung von Storytelling, das in den LEGO-Movies seine Krönung fand und das Unternehmen etwa zur beliebtesten Marke der Deutschen machte.
Als eine Bank beim Durchforsten ihrer Daten ein hohes Maß an Kundenabwanderung bemerkte, schlussfolgerte das Management, dass sie aus irgendeinem Grund unzufrieden sein mussten. Kurz vor dem Versand eines Briefs an alle Kunden lieferten einige Gespräche einen entscheidenden Hinweis. Tatsächlich waren viele nicht unzufrieden, sondern hatten gerade eine Scheidung hinter sich – nach der einer der beiden Partner aus dem gemeinsamen Konto ausschied.
Als sich iRobot den Rückgang beim Verkauf seines Roomba-Staubsaugerroboters nicht erklären konnte, stellte sich im Austausch mit den Kunden heraus, dass das Sound-Re-Design schuld daran war. Viele Menschen hatten Roomba auch als Ersatz für menschliche Gesellschaft oder ein Haustier empfunden, was sich nach der Änderung lustiger Ausrufe hin zu elektronischen Signaltönen änderte.