
Das Laden-Design ist eines, die vielleicht noch größere Herausforderung ist aber, dass auch das Speisenangebot in der Gastronomie instagrammable sein muss.
„If you´re going to San Francisco, be sure to wear some flowers in your hair“, sang weiland Scott McKenzie (Gott, lang ist das her). Wer heute nach San Francisco kommt, hat oft anderes im Sinn, abgesehen von einer Visite im nahen Silicon Valley – einen Besuch in Lokalen beispielsweise, die in der Instagram-Community absolut angesagt sind. Da wäre etwa das Media Noche zu nennen: Schon bei der Planung haben die Gründerinnen penibel darauf geachtet, attraktiv für die Selfie-Generation zu sein. Soll heißen: Das Lokaldesign wurde so gewählt, dass es perfectly instagrammable ist.
Zu den beliebtesten Motiven all jener, die wohl auch wegen des Essens, vor allem aber wegen des Insta-Hypes kommen, zählen die dekorativen Bodenfliesen zu den Hits – sie sind mittlerweile auf tausenden Selfies zu sehen. Eine weitere Adresse in San Francisco für die Selfie-Community ist The Riddler, eine Bar, die an ihrer Außenwand ein Gemälde einer Champagnerflasche, aus der der Korken hinausschießt, anbringen ließ. Man kann die Menge der Fotos von Menschen, die sich darunter selbst abbilden, kaum noch überblicken.
Was hier passiert, ist Shareability in Reinkultur. „Instagram is pushing restaurants to be kitschy, colorful, and irresistible to photographers“, schreibt Casey Netwon auf theverge.com. Es klingt fast wie eine Bedrohung, denn wer nicht mitmacht, verliert an Bedeutung. Doch gleichzeitig ist es die mit Abstand billigste Werbung, die man machen kann – andere über sich sprechen lassen.
Das Laden-Design ist eines, die vielleicht noch größere Herausforderung ist aber, dass auch das Speisenangebot instagrammable sein muss. Hier kann es schwierig werden, sagte die Trendforscherin Karin Tischer in einem Interview mit der dpa. „Digitalisierung macht die Ich-Bezogenheit sehr stark: Ich will alles – jetzt und an jedem Ort“, so Tischler. Also: Es soll schmecken, variantenreich sein, toll aussehen und noch dazu in einem coolen Ambiente von smarten Leuten serviert werden. Geht das überhaupt alles zusammen? Nicht immer. Zumal der Druck in den sozialen Medien rasch in die Gegenrichtung gehen kann. Beispiel: ein schlecht gemachtes Bild eines Hauptgerichts, das dann von tausenden Menschen mit „Igitt“ oder „Bäh…“ kommentiert wird. Dabei war es ein vorzügliches Essen – aber der Gast ist eben kein Profi-Fotograf und die Handy-Cam hatte eine schwache Auflösung. Manche Konsumenten teilen ihre Speisen mit enormer Leidenschaft, Stichwort Food-Porn, bei der Menschen ihre Speisen inszenieren und die Fotos auf Instagram oder Facebook teilen.